BRETZENHEIM – 23 Verkehrsunfälle in knapp eineinhalb Jahren mit elf Verletzten, einem Schwerverletzten und einem Todesfall: So lautet die aktuelle Unfallstatistik zur im Herbst 2016 eröffneten Mainzelbahn, die MVG-Geschäftsführer Jochen Erlhof jetzt im Bretzenheimer Ortsbeirat vorstellte. Dass das Pro und Contra zur Mainzelbahn noch immer die Gemüter in Bretzenheim erregt, machte die ungewöhnlich lange Debatte deutlich. Zwei Stunden lang diskutierte Erlhof mit den Fraktionen und mit den anwesenden Bürgern über die Themen Unfälle, Nachbesserungen, Lärm, Fahrgaststatistik und Linie 57.
„Das gesamte Unfallgeschehen ist eher unauffällig“, relativierte Erlhof die Zahlen. „Jeder Unfall ist einer zu viel, aber nach einer Eingewöhnung wird sich die Lage normalisieren.“ Die Unfälle mit der Mainzelbahn stünden besonders im Fokus, weil eben auch die neue Bahn besonders im Blickpunkt stehe. 14 Unfälle ereigneten sich in Bretzenheim, drei an der Koblenzer Straße, drei an der Uni und am Friedrich-von-Pfeifer-Weg, zwei auf dem Lerchenberg und einer in Marienborn. Nur in einem Fall sei die MVG in der Verantwortung gewesen aufgrund eines Fehlers eines Mitarbeiters, in anderen Fällen hätten Fußgänger, Radfahrer oder Autofahrer falsch gehandelt und etwa rote Ampeln übersehen. „Es gibt keine Häufung an bestimmten Stellen, es liegt kein systematisches Problem vor“, betonte Erlhof. „Straßenbahnunfälle haben eine besondere Aufmerksamkeit, sind aber Einzelereignisse.“ Gefühlt habe sich die Zahl der Straßenbahnunfälle deutlich erhöht, entgegnete Ortsvorsteherin Claudia Siebner (CDU). „Es sind keine Lappalien.“ Uwe Trier (CDU) machte auf die Gefahrenstelle Koblenzer Straße in Höhe Universität aufmerksam, wo zwei Ampeln hintereinander oft auf Rot und Grün stehen. „Es entsteht eine Art Tunnelblick“, sagte Trier. Erlhof will dort als Nachbesserung und Schutz noch ein Vorsignal und eine andere Ampel mit größerem Signalbild anbringen lassen. Außerdem soll es weitere regelmäßige Vor-Ort-Termine mit der Polizei und der Straßenverkehrsbehörde geben.
Sehr zufrieden ist Erlhof mit den Fahrgastzahlen, die sich seit Inbetriebnahme der Mainzelbahn um rund 14 Prozent erhöht haben. „Das ist enorm, die Mainzelbahn wird angenommen“, bilanzierte Erlhof. Allerdings gibt es auch Bushaltestellen wie die Draiser Straße und die Martin-Kirchner-Straße, wo sich die Fahrgastzahlen aufgrund des reduzierten Angebotes der Linie 57 quasi halbiert haben. „Die Fahrgäste haben sich umorientiert“, sagte Erlhof dazu. Klartext sprach Ortsvorsteherin Siebner: „Wenn ich an der einen Stelle keinen Bus mehr fahren lasse, kann auch niemand einsteigen. Es gibt an einigen Stellen durchaus Benachteiligungen.“ Michael Wiegert (SPD) forderte, auch an die Anwohner der Draiser Straße und der Schleife Südring, Albert-Stohr-Straße und Hans-Böckler-Straße zu denken. Gerade älteren und gehbehinderten Menschen sei der weite Weg bis zur Mainzelbahn kaum zuzumuten. Ältere Menschen hätten mehr Zeit, da sei der 30-Minuten-Takt durchaus zumutbar, erwiderte Erlhof.
Drittes Thema war der Straßenbahnlärm. Dr. Peter Schenk (ÖDP) beklagte den Zustand an der Wendeschleife am Friedhof. „In den fünf Monaten seit unserem Antrag hat sich lärmmäßig nichts geändert.“ Nach dem Einsatz der Schmieranlage schmierten MVG-Mitarbeiter gegebenenfalls mit der Hand noch nach, versprach Erlhof. Eva Müller-Shah (SPD) sprach von einer „schlimmen Quietscherei“ in der Kurve an der Hochschule. Und auch eine Anwohnerin des Südrings meldete sich zu Wort: „Wir haben Risse in der Einfahrt. Die MVG muss sich um die Schäden kümmern.“ Das sagte Erlhof zu. „Es ist seit vielen Monaten bekannt“, betonte Ortsvorsteherin Siebner. „Das muss jetzt mit Nachdruck erledigt werden.“