Hofheim. Seit zehn Jahren wird die ausgezeichnet erhaltene Siedlung aus der Zeit der Michelsberger Kultur auf dem Kapellenberg wissenschaftlich untersucht. Am Mittwoch wurde im Hofheimer Rathaus ein Meilenstein des Projektes vorgestellt: Die digitale Rekonstruktion des Kapellenbergs, die eine Szene aus der jungsteinzeitlichen Siedlung im 38. / 37. Jh. v. Chr. wiedergibt. Zu dieser Präsentation im Rahmen eines Pressegesprächs begrüßte Bürgermeisterin Gisela Stang die beteiligten Wissenschaftler und Experten:
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Prof. Dr. Detlef Gronenborn, Leiter des Projekts, Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz (RGZM) / Johannes-Gutenberg-Universität Mainz;
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Dr. Ing. Marc Grellert, Architectura Virtualis GmbH – Kooperationspartner der Technischen Universität Darmstadt;
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Prof. Angela Kreuz, Leitung Archäobotanik, Landesamt für Denkmalpflege / hessenARCHÄOLOGIE;
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Dr. Dieter Neubauer, Bezirksarchäologe für den Main-Taunus-Kreis, Landesamt für Denkmalpflege / hessenARCHÄOLOGIE.
- Jutta Nothacker, Geschäftsführerin Stiftung Flughafen Frankfurt/Main für die Region
Seit 2008 untersuchen das Römisch-Germanische Zentralmuseum und die Johannes Gutenberg-Universität Mainz in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege Hessen / hessenARCHÄOLOGIE, unterstützt von der Stadt, die Siedlung am Hofheimer „Hausberg“. Nach einem Jahrzehnt Forschung konnten die bisherigen Daten und Ergebnisse sowie deren kulturhistorische Bedeutungen anhand einer neuen und detaillierten digitalen Rekonstruktion der Öffentlichkeit präsentiert werden. Die Darstellung der jungsteinzeitlichen Siedlung Kapellenberg wurde durch die Architectura Virtualis GmbH, Kooperationspartner der Technischen Universität Darmstadt, anhand eines virtuellen Modells erstellt. Grundlage war ein digitales Geländemodell, beruhend auf den LiDAR-Daten1 des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie. Dieses wurde im Jahr 2013 am Römisch-Germanischen Zentralmuseum gemeinsam mit der Hochschule Mainz generiert. Die Rekonstruktionsvorschläge für Wallanlagen, Häuser und Dichte der Innenbebauung beruhen auf den bisherigen Ausgrabungsergebnissen des Forschungsprojektes Kapellenberg. Die Zahl der Rinder ist geschätzt, ebenso die Bewaldung innerhalb der Siedlungsfläche. Die Landschaftsrekonstruktion, Bewaldung und agrarische Nutzung folgt den Forschungen der Archäobotanik des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen / hessenARCHÄOLOGIE. Die physikalische Lichtsimulation entspricht einem Sonnenstand vormittags im Frühherbst (September). Die Szene gibt die historische Situation im 38./37. Jahrhundert v. Chr. wieder, während der mittleren Ausbauphase des Walles. Die Ergebnisse der Ausgrabungen am Kapellenberg sollen – verständlich aufbereitet – eine größere Öffentlichkeit erreichen. Deshalb wird die Stadt Hofheim in Zusammenarbeit mit dem Römisch Germanischen Zentralmuseum einen archäologischen Rundweg auf dem Kapellenberg einrichten, berichtete Bürgermeisterin Stang. Das Projekt wird von der Stiftung Flughafen gefördert und vom Regionalpark Rhein-Main unterstützt. Auf dem Rundweg werden drei Infotafeln und 14 Stelen im Design des Regionalparks auf die verschiedensten archäologischen und geologischen Erkenntnisse aus der Erforschung des Kapellenbergs hinweisen. Auch die digitale Rekonstruktion wird auf einer der Infotafeln zu sehen sein. Für den Rundweg wurde ein Logo entwickelt, das einen sogenannten Tulpenbecher aus der Zeit um 3800 – 3600 v. Chr. zeigt, den der Hofheimer Rolf Kubon bei seinen Forschungen in den 1970er Jahren am Kapellenberg entdeckte. Das RGZM informiert über den Fortlauf der Untersuchungen am Kapellenberg auf seiner Webseite www.rgzm.de/kapellenberg
1) LiDAR (Light Detection and Ranging): optische Fernerkundungstechnik, bei der Laserlicht für ein dichtes Abtasten der Erdoberfläche verwendet wird und hochgenaue Messwerte ermittelt werden.
Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus
Team Presse- und Öffentlichkeitsarbeit