Drais – Die einen freuen sich über eine gesicherte Kitalandschaft für Drais, die anderen sehen den dörflichen Charakter durch überdimensionierte Bebauung bedroht. Am Ende ging es bei der Diskussion um die Kitaerweiterung doch lediglich um eine Gruppe – das sind 15 Kinder – mehr oder weniger. Praktisch, dass an diesem Tag der neue Sozialdezernent Dr. Eckart Lensch (SPD) der Einladung des Ortsbeirates gefolgt war.
Die einen, das sind SPD und Grüne, die anderen CDU und FDP. Wo in Drais oft Einigkeit im Ortsbeirat herrscht, scheiden sich hier die Geister an einer Gruppe mehr oder weniger. Peter Nickolaus (CDU) sagte: „Wir haben darauf geachtet, den Ort behutsam zu entwickeln und haben bei Veränderungen auch immer an die Infrastruktur gedacht. Die Fraktion fürchte Chaos beim Holen und Bringen der Kinder. Schon jetzt sei es schwierig in der Marc-Chagall-Straße.
Zum Hintergrund: Die Stadt plant die Erweiterung der Städtischen Kindertagesstätte auf sechs Gruppen. Vorübergehend sollen die Kinder in provisorischen Räumlichkeiten bis zur Inbetriebnahme bei gleichzeitiger Erweiterung des Betreuungsangebotes untergebracht werden. Die Befürchtung, der benachbarte Spielplatz werde in Mitleidenschaft gezogen, stellte sich als unbegründet heraus. Lediglich ein schmaler Streifen des Geländes wird benötigt. Mit einer Inbetriebnahme sei nicht vor 2020 zu rechnen.
Von Lensch bekam Nickolaus eine höflich formulierte Abfuhr. „Jeder Stadtteil hat etwas Besonderes, aber auch Sie gehören zur Stadt Mainz. Wir haben 119 Kitas in Mainz zusammen mit den freien Trägern. Es brennt in der Stadt. Es fehlen 900 Plätze und wir erfüllen den Rechtsanspruch zu 100 Prozent – nicht.“ Allein in Drais fehlten zurzeit 40 Plätze. Im Hinblick auf die weitere Entwicklung, die der für die Kitas zuständige Thomas Hauf erläuterte, sei es insbesondere notwendig, Plätze für U3-Jährige freizuhalten. Mittlerweile sei es die Regel, das Kind im zweiten Lebensjahr betreuen zu lassen, so Hauf. Die Sechsgruppigkeit lasse eine flexiblere Gruppengestaltung zu. Ortsvorsteher Norbert Solbach (CDU) verwies auf die Aussage der Baudezernentin, die Ersatzflächen in der Draiser Senke nicht anzurühren, und auf den derzeit gültigen Bebauungsplan. Dazu Lensch: „Bebauungspläne kann man ändern und die Flächen, die frei gehalten werden müssen, werden freigehalten.“
Am Ende befand Dr. Jürgen Witt (FDP) sich nicht allzu weit von der SPD entfernt, lediglich die sechste Gruppe wollte er nicht. Gunter Darmstadt (SPD) sagte: „Es ist ein ganz normaler Kindergarten in einer üblichen Größe. Ich kenne kein positiver besetztes Gebäude als einen Kindergarten. Und wenn er über den Draiser Bedarf hinaus geplant wird, dann muss kein Draiser Kind sich jemals Gedanken machen um einen Kindergartenplatz.“ Die Abstimmung zum Beschlussvorschlag für den Stadtrat ging dann allerdings 7:6 gegen die städtischen Pläne aus.