Aus für geplante Klärschlammverbrennungsanlage in Mainz?

Mombach – Neue Erkenntnisse, Forschungsergebnisse und alternative Verfahren haben bislang kein Gehör bei der Stadtspitze in Sachen Klärschlammverbrennung gefunden. Wenn auch die Realität eine andere Sprache spricht, hält Mainz an der geplanten Klärschlammverbrennungsanlage fest. Deshalb haben Hans Pracht und Ralf Gerz von der Bürgerinitiative „Kein Klärschlamm für Mombach“ die neusten Erkenntnisse der Phosphatgewinnung aus Klärschlamm in einem offenen Brief zusammengefasst. Die Lokale begleitete Hans Pracht zum Mainzer Rathaus, wo Pracht um die 60 Briefe, persönlich adressiert an OB Ebling, die Fraktionsvorsitzenden aller Parteien sowie alle Stadtratsmitglieder persönlich über die hausinterne Post oder zustellte.

Hier das Schreiben in voller Länge:

Die von der Chemischen Fabrik Budenheim entwickelte Pilotanlage zur Rückgewinnung von Phosphor aus nassem Klärschlamm ist eine technische Meisterleistung. Vor allem unter der Prämisse der großtechnischen Möglichkeit, den gesamten Mainzer Klärschlamm diesbezüglich zu verwerten und die phosphatfreie Restmasse in der Mainzer Müllverbrennungsanlage zu entsorgen. Dies entspräche den gesetzlichen Vorgaben der neuen Verordnung, die es verbietet, Klärschlämme auf die Felder zu verbringen. Eine erforderliche europaweite Ausschreibung zur Vergabe des Auftrages an ein spezialisiertes Unternehmen zur Verbrennung des Mainzer Restklärschlammes ist gesetzlich vorgegeben. Hier wird der preisgünstigste Bewerber zum Zuge kommen. Aufgrund der sehr geringen Transportkosten bei der Anlieferung des Mainzer Klärschlammes von der Mainzer Kläranlage zur Ingelheimer Aue – ca. 900 Meter Straßenentfernung – werden die Kraftwerke Mainz-Wiesbaden als 50,1%iger Anteilseigner an der Müllverbrennungsanlage kostenspezifisch hier eine große Chance haben, den Auftrag zu erhalten.

Aufgrund dieser dargestellten Fakten ist die vorgesehene Klärschlammverbrennungsanlage, die nur zum Zweck der Phosphatrückgewinnung geplant wurde, nicht mehr begründbar.

Unter vielen sich dann ergebenden positiven Effekten sind besonders hervorzuheben:

Es entfallen Investitionskosten von nahezu 40 Millionen Euro.

Jährliche LKW-Klärschlammtransporte mit einem Volumen von 130.000 Tonnen von Kaiserslautern nach Mainz sind durch die nun mögliche zentrale Phosphat-rückgewinnung vor Ort – hier beispielsweise in der Kaiserslauterner Kläranlage — nicht mehr notwendig. Die Umwelt bliebe von tausenden LKW-Fahrten über eine nicht unerhebliche Strecke verschont.

Wir bitten Sie als Oberbürgermeister unserer Vaterstadt, im Interesse der Mainzer Bürgerschaft zu handeln und einen zeitnahen Änderungsbeschluss mit der sofortigen Einstellung aller Aktivitäten zur geplanten Klärschlammverbrennungsanlage gemeinsam mit einem Stadtratsvotum zu veranlassen. Damit würden jahrzehntelange gesundheitliche Schädigungen der betroffenen Bürgerinnen und Bürger vermieden. Auch zwangs-läufig entstehende erhebliche finanzielle Belastungen für alle Mainzer Bürger kämen nicht zum Zuge.

Der Wahlbürger erwartet bei bewiesenen negativen Gesamtergebnissen wie in diesem Fall eindeutige Reaktionen der gewählten politischen Vertreter, diese berechtigten Forderungen zu realisieren.