
NIEDER-OLM – Die Stimmen verraten Aufregung, an den Ausstelltischen bleiben Kinder stehen, die Erwachsenen bücken sich über die Modelle von Häusern, Flugzeugen oder nachgebauten Szenen. Als Modelle erzählen sie in Miniatur echte historische Begebenheiten. In Nieder-Olm sind die Modellbauer unterschiedlicher Couleur beim 1. Modellbauclub Mainz zu Gast. Der Club aus Mainz hat in die Ludwig-Eckes-Festhalle zur Modellbaumesse eingeladen.
Was für ein Fest – nicht nur für die Kinderaugen. Club-Vorsitzender Hans-Georg Mundschenk grüßt, lacht und erklärt, dass der Verein weit zurückblickt. Seit 49 Jahren bauen Mitglieder an Ideen und Maßstäben. Im kommenden Jahr soll daher das 50-Jährige groß gefeiert werden – mit Sektempfang und offiziellen Gästen. Eine kleine Schau soll die Entwicklung des Clubs zeigen, der in dem halben Jahrhundert einige Hürden nehmen musste. Heute zählt der Club fast 60 Mitglieder. Vier Gründungsmitglieder seien noch aktiv, auch er gehöre dazu, sagt Mundschenk.
Unterdessen zeigt der Rundgang durch die Messe, was der Club will: Vielfalt statt Einheitsgrau. Figuren stehen neben Kartonkunst. Plastikmodelle teilen sich den Raum mit LEGO-Bausteinen. Die Eisenbahner seien auch gewöhnlich dabei. „Wenn sie es können.“
Das Konzept will Familien ansprechen. Die Kinder probieren an einem der Tische etwas aus: Kleber, Pinzette, Geduld. Militär gehört dazu, doch zivile Modelle prägen das Bild in der Festhalle: Es sind Burgen, Fahrzeuge und Stadtszenen.
Ein größerer Schwerpunkt liegt auf ferngesteuerten Fahrzeugen. Mitten im Saal wurde eine Strecke mit Hürden aufgebaut. RC sagt man zur Technik, was vom Englischen „radio controlled“ kommt. Die RC-Teams tauschen sich über Technik aus. Der Mainzer Modellbauclub hat eine eigene RC-Gruppe, sie übt wöchentlich im Willigis-Gymnasium.
Freitags treffen sich zudem die Modellbauer im Jugendzentrum in Weisenau. Mal kommen drei, mal acht. Der Platz reicht für Ruhe, Werkzeuge und Gespräche.

Womit die hürdenreiche Geschichte ins Bild rückt: Das frühere Clubgelände in Mainz-Weisenau ging für den Verein verloren. Die Stadt vergab das Areal an einen Investor. Das Clubheim und die RC-Strecke verschwanden. „Der Verein stand fast vor dem Aus“, so Mundschenk. Dann füllte der Club das Mainzer Schloss. Später zog die große Messeschau aufs Messegelände nach Hechtsheim. Dort wuchs die Fläche und reifte der Blick für Organisation. Am Ende war die Nutzung aber zu teuer. Mundschenk ist froh, in der Selztalstadt eine gute Aufnahme gefunden zu haben: „Seitdem lebt die Ausstellung in Nieder-Olm. Hier bleibt sie überschaubar, nahbar und handfest.“
Die Aussteller kommen aus dem Rhein-Main-Gebiet. Stammgäste reisen aber auch von weiter an: aus Hanau, Stuttgart oder aus dem Elsass. Den Mehrwert nennen sie bei einer spontanen Umfrage. Es seien vor allem der Austausch und das Lernen voneinander. Die Termine wandern über die Tische, Tipps auch. Nach der Schau bleiben Kontakte. So gehört die LEGO-Gruppe aus Darmstadt zu den festen Partnern. „Wir sind ein kleiner Verein im Rhein-Main-Gebiet“, sagt einer der Aussteller. „Aber bezahlbare Räume, um sich regelmäßig zu treffen, gibt es kaum.“ Nieder-Olm sei für sie deshalb mehr als nur ein Schaufenster: „Hier haben wir ein Wochenende lang Zeit. Wir zeigen unsere Modelle, wir reden mit anderen, mit Besuchern. Und wir helfen uns gegenseitig bei Baufragen, bei Ideen.“
Die Modellbaumesse ist ein schöner Termin – wird sie erhalten bleiben? Mundschenk sagt, er wolle den Verein noch zwei Jahre leiten. Dann soll die nächste Generation übernehmen. Nachwuchs gibt es, vor allem im RC-Bereich. Doch zunächst will er das Jubiläum, das für den 19. und 20. September 2026 vorgesehen ist, gut über die Bühne bringen.
Geplant sei ein Empfang und eine Ausstellung in voller Breite. „Vorwärts immer, rückwärts nimmer“, sagt der Vorsitzende mit einem Lächeln. Zwischen Schrauben, Gesprächen und Staunen bleibt dieser Satz hängen.
Gregor Starosczyk-Gerlach
























