MAINZ – Endlich wieder Frühling! Endlich wieder schönes Wetter! Endlich wieder Marktfrühstück! Nach der langen Winterpause findet auf dem Liebfrauenplatz im Schatten des Doms inzwischen wieder das beliebte „Mainzer Marktfrühstück“ statt.
Und die ersten Tage haben gezeigt: Bei Sonnenschein und milden Temperaturen herrscht nicht nur auf dem Liebfrauenplatz ein solches Gedränge, dass die kritischen Stimmen nicht lange auf sich warten ließen. „Ich komme hier einfach nicht durch“, schimpft eine junge Mutter mit Kinderwagen. „Ich bin am Fischtor aus dem Bus ausgestiegen und mit meiner Freundin am Domcafé verabredet. Jetzt kann sich sehen, wie ich dahin komme.“
Denn einfach zwischen den Ständen vorbei das beliebte Café ansteuern, ist an diesem Vormittag so gut wie unmöglich. Gefühlte fünf Menschen pro Quadratmeter. „Ich muss einen Riesenumweg laufen“, schüttelt die junge Mutter den Kopf und erntet Zustimmung bei zwei betagten Seniorinnen, eine davon mit Rollator. „Da bekommt man es ja mit der Angst zu tun.“
Eine aggressive Stimmung herrscht beim Marktfrühstück freilich nicht – im Gegenteil: Die Stimmung unter den meist jungen Leuten im Alter U30 ist bestens. Platz für einen gespritzten Wein mit Fleischwurst oder Käse (an fester Grundlage für den Schoppen mangelt es beim Markt wahrlich nicht) ist auf der schmalsten Treppe. Kaum ein Durchkommen herrscht auch dort, wo bald der Bibelturm stehen soll, sofern ihn die Mainzer am 15. April nicht eine Abfuhr erteilen. Wie eine mögliche Bibelturm-Baustelle das Marktfrühstück beeinflusst, bleibt abzuwarten.
Längst vorbei sind die Zeiten, in denen Musik und Kochaktionen dafür sorgen mussten, das Marktfrühstück zu beleben.
Der Ansturm, der schon im vergangenen Jahr für kontroverse Diskussionen gesorgt hat, kommt auch bei nicht jedem der
Marktbeschicker gut an. „An den Samstagen haben wir zwar massenhaft Menschen, aber kaum Umsätze“, beklagt ein Marktbeschicker, der etwas abseits steht und sich auf hochwertige und nicht eben preiswerte Feinkost spezialisiert hat.
Mittlerweile muss die Stadt sogar einen privaten Ordnungsdienst beauftragten, um den Ansturm halbwegs in den Griff zu bekommen. „Bitte machen Sie hier Platz!“ Solche und ähnliche Aufforderungen seitens der Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes bekommen Marktfrühstück-Besucher jetzt wohl öfter zu hören. Sich mitten auf dem Areal nahe des Gutenberg-Museums stellen – mit Verweis auf mögliche Fluchtwege nicht gestattet. Manche pilgern – in der einen Hand das Weinglas, in der anderen Weck un Worscht – vom Liebfrauenplatz zum Fischtorplatz, wo ganz in der Nähe ein weiterer Weinstand steht.
Die Marktfrühstücksaison mit jeweils wechselnden Weingütern geht in diesem Jahr bis zum 17. November, ebenso der Weinausschank am Rheinufer. Dieser hat samstags von 11 bis 21 Uhr und sonntags von 13 bis 20 Uhr geöffnet.