KOSTHEIM – An der „Nacht der offenen Kirchen“ im ganzen Wiesbadener Stadtgebiet nahm auch die katholische Pfarrkirche Maria-Hilf in der Kostheimer Siedlung teil. Bis in die Nacht hinein war die Kirche mehrere Stunden geöffnet.
Dabei bekamen die Besucher ein außergewöhnliches Kunstwerk zu sehen: Der bekannte Künstler Michael Apitz stellte sein Kunstwerk „Luther95“ vor. Doch dieses war noch gar nicht fertig. Wie der Name es ausdrückt, bestand es aus 95 Einzeltafeln, die die Besucher dem Rheingauer Künstler reichten, der sie wiederum zu einem Ganzen zusammensetzte: Das Ergebnis war ein überdimensionales Porträt des Kirchenreformators Martin Luther – und das in einer katholischen Kirche. Davon zeigte sich auch Pfarrer Gottfried Scholz begeistert.
Michael Apitz selbst ist evangelischer Christ und zeigt den Reformator in der Pose eines Widerständlers, eines Protestierenden, eines Protestanten. Die Zahl 95 bezieht sich nicht nur auf die 95 Einzeltafeln, sondern in erster Linie auf die 95 Thesen, mit denen Martin Luther vor 500 Jahren die katholische Kirche des damaligen Abendlandes ins Wanken brachte. Das Acrylwerk ist knapp vier Meter hoch und 3,60 Meter breit. Der Umfang beträgt 1517 Zentimeter und trägt damit der Jahreszahl des Thesenanschlags Rechnung.
Eine weitere Attraktion an diesem Abend war das sogenannte Beiern. Zu jeder vollen Stunde gab der Glockenbeauftragte des Bistums Mainz, Günter Schneider, ein kurzes Konzert mit den Turmglocken der Kirche. Der Begriff Beiern kommt aus dem Niederländischen und bedeutet anschlagen. Dazu wird der Klöppel mit einem Seil bis auf wenige Zentimeter an die Glockenwand herangezogen.
Das Seil wird stramm fixiert. Leichter Druck auf das Seil genügt, und es ertönt ein Glockenschlag. Der Glöckner kann die Stärke und Dauer des Drucks auf das Seil nach eigenem Ermessen variieren. Am Niederrhein und in Westfalen wird noch heute an Festtagen und zur Kirchweih gebeiert.