In drei Wochen ist die Entscheidung gefallen. Dann ist klar, ob der Bibelturm gebaut werden darf oder ob das umstrittene Projekt erst einmal in den Schubladen verschwindet. Denn am 15. April sind die Bürger aufgerufen, darüber zu entscheiden. Und dieser erste Bürgerentscheid in der Geschichte der Stadt hat es jetzt schon geschafft, dass die Mainzer Bevölkerung gespalten ist wie noch nie zuvor.
Wer in einer gut besuchten Kneipe oder Gaststätte eine heftige, mehr oder weniger sachliche Diskussion entfachen will, muss derzeit nur das Stichwort „Bibelturm“ in die Runde werfen oder fragen, wer am 15. April sich wie entscheidet. Von „einen solch hässlichen Klotz braucht keiner“ bis „der Bibelturm ist eine Bereicherung für das Gutenberg-Museum und die Stadt“ reichen die Meinungen. Sie spalten Familien, Freunde und Parteien.
Auch am Samstag, drei Wochen vor dem Bürgerentscheid, dominiert das Thema das Geschehen in der Innenstadt. Die Befürworter haben vor dem Gutenberg-Museum (wo sonst?!) Stellung bezogen und versuchen, Passanten vom fünf Millioenen teuren Bibelturm zu überzeugen. Das Wetter ist erstmals in diesem Jahr so schön, dass man seinen Schoppen und seinen Kaffee draußen trinken kann. Kaum ein Passant kommt „ungeschoren“ davon. Drei Studenten wundern sich und besorgen sich Infos. „Dafür wird so ein Umstand betrieben?“, fragen sie verwundert. Sie wohnen noch nicht so lange in Mainz und werden wahrscheinlich nicht an der Abstimmung teilnehmen.
Zwischendurch merkt man, dass der Ton rauer geworden ist. Gegner und Befürworter werfen sich gegenseitig Fehlinformationen zum Nachteil der Gegenseite vor. Das Vorgehen der Bibelturm-Gegner gleicht einem Wahlkampf. Bürger haben für Plakate ihr Gesicht und ihren Namen zur Verfügung gestellt, um gegen den Bau zu werben. Das Mainzer Rathaus setzt auf Infoabende, bei der Baudezernentin Marianne Grosse Dauerpräsenz zeigen muss. Sie ist selbstverständlich für den Bibelturm. Zu den prominenten Gegnern des Projekts gehören der frühere CDU-Bundes- und Landespolitiker Johannes Gerster und die Schauspielerin Gudrun Landgrebe.
Der frühe Abend des 15. April wird zeigen, wie es weitergeht. Und ob er gebaut wird oder nicht – weitergehen werden nach dem 15. April mit Sicherheit die Diskussionen um den Bibelturm.