Bodenheim – In ganz Rheinhessen ist es Brauch, dass in den Rathäusern eine „Ahnengalerie“ von Bürgermeistern hängt, nur in Bodenheim nicht. Das ist jetzt anders. In Anwesenheit von Politikern, der Presse und den Angehörigen der Bodenheimer Ortschefs sowie einigen von ihnen selbst, initiierte Ortsbürgermeister Thomas Becker-Theilig die Dauerausstellung mit den Häuptern seiner Vorgänger. Bernhard Marschall hatte die historischen Recherchen aus 133 Jahren dazu übernommen. „Mit dieser Porträtgalerie bekommen die jeweiligen zurückliegenden Epochen Gesichter“, sagte Becker-Theilig. Als er die Bürgermeister vorstellte, hielt Wolf-Ingo Heers während der gesamten Erläuterungen das jeweilige Porträt hoch, so dass die vielen Besucher im Rathaus es auch alle gut sehen konnten, keine ganz leichte Aufgabe bei der schwülen Hitze im Raum.
Die Epoche Bernhard Schöller, Bürgermeister von 1878 bis 1895, war durch die Industrialisierung geprägt. Für Bodenheim war es die Zeit der Rheinbegradigung in Verbindung mit der Dampfschifffahrt, der Nebenbahnstrecke „Amichen“ von Bodenheim nach Alzey, der MAN-Ansiedlung. Die größte Herausforderung war die Hochwasserkatastrophe 1882/83. Von seinem Nachfolger, Hilarius Becker, existiert noch nicht einmal ein Foto. Auch nichts von seiner Gemeindearbeit zwischen 1895 bis 1913. Heinrich David Haub (1913 bis 1920 Bürgermeister) machte die Elektrifizierung des Ortes möglich. Das Leben unterlag den Beschränkungen der französischen Besatzer, die den Rhein zur Zollgrenze erklärten.
Von 1920 bis 1923 und von 1924 bis 1933 war Andreas Becker Ortschef. Seine Amtszeit war geprägt von den Nachwirkungen des ersten Weltkrieges und den Auswirkungen der Weimarer Republik. Etliche Bürgermeister, die gegen die Besatzer Widerstand leisteten, wurden von ihnen verhaftet, so auch Becker. Erst 1924 konnte er sein Amt wieder aufnehmen und wurde 1933 von der NSDAP abgesetzt. Im August 1945 wurde er Ehrenbürger. 1923 wurde Karl Winhart von den französischen Behörden als Bürgermeister eingesetzt. Später, im Jahr 1955, wurde sein Lebenswerk, die Ortsgeschichte Bodenheims der Öffentlichkeit vorgestellt. Von Juni bis Dezember desselben Jahres folgte Karl Holler. Seine Amtszeit war geprägt vom Überlebenskampf jener Zeit.
Von der NSDAP wurde von 1933 bis 1945 Anton Sauer eingesetzt. Mit dem Einmarsch der Amerikaner endete seine Amtszeit. Danach führte Johann Jamin die Amtsgeschäfte 29 Tage bis zum 20. April 1945. Bis zur Wahl von Hermann Weber 1946 blieb Gottfried Boxheimer im Amt. Danach folgten Heinz Schaub (Erwerb des Dollesareals) und Horst Kasper, der die Grundlagen für eine moderne Abwasserentsorgung legte. Das Gewerbegebiet entstand in seiner Zeit. Von 1984 bis 2009 war Alfons Achatz am Ruder, der auch persönlich anwesend war. In seiner Amtszeit hatte der Fremdenverkehr seinen Höhepunkt mi der Anerkennung als „staatlich anerkannte Fremdenverkehrsgemeinde“ erreicht.