Start Kultur Bunter Trip in der Philippus-Gemeinde

Bunter Trip in der Philippus-Gemeinde

Bretzenheim – Bei einem beeindruckenden Lichtprojekt haben die Mainzer Künstler Nora Stifter und Patrick Dickescheid den Kirchenraum der Philippus-Gemeinde in Bretzenheim für eine Weile in ein Gesamtkunstwerk verwandelt. Den Ort für Gottesdienste mal in einem anderen Licht zu erleben: Mit dem Lockruf haben die beiden – begleitet vom Soundtüftler Riaru – zahlreichen Besuchern in der Tat einige meditative, bisweilen psychedelisch anmutende Augenblicke beschert.
„Liquid Livingroom live Performance“ lautete der Titel der Konzeptkunst, bei der sie mittels Lichtprojektoren – wie man sie vor dem digitalen Zeitalter in den Schulen oder in Schulungsräumen eingesetzt hatte – bewegte Bilder an die Kirchenwand im Gebetsraum spiegelten. Als Vorlagen dienten ihnen Wasser, Öl und Farben sowie „einige Geheimzutaten“ (Dickescheid), um die Reaktionen der beiden Elemente, die sich eigentlich nicht vertragen, doch zu ermöglichen. Tropfen für Tropfen, Sekunde für Sekunden entstanden während der Performance märchenhafte, phantastisch-phantasmagorische Bilder, die wie dazu geschaffen waren, die Einbildungskraft anzuregen. Die Musik und Soundeffekte aus dem Synthesizer, vermengt mit den Klängen der Kirchenorgel und mit Oberton-Gesang, steigerten das Erlebnis. Eine durchaus „trippige“ Erfahrung, wie es Stifter im Vorfeld sagte.
Die beiden Künstler haben sich im „Peng“ kennen gelernt, der als Verein verfassten Gesellschaft zur Förderung von Design, Kunst und Kommunikation. Dort agiert Dickescheid als Teil der Künstlergruppe „Bunte Armee Fraktion“. Seit anderthalb Jahren sei die Philippus-Gemeinde eine Außenstelle des „Peng“, sagte er. Seitdem gastieren verschiedene Ausstellungen und Kunstaktionen in der evangelischen Kirche. Wofür die Kunstschaffenden dankbar seien, betonte Dickescheid. „In Mainz schließt eine Galerie nach der andren.“ Gerade für die Kunst, die sich noch nicht profiliert oder etabliert hat, sei es schwer in Mainz.
Das „Peng“ selbst habe in elf Jahren mittlerweile zehn Standorte erlebt. „Wir werden es immer wieder packen“, so Dickescheid, der seit 20 Jahren Kunst macht. „Peng ist ganz wichtig für Mainz“, fügt er hinzu, um gleich darauf hinzuweisen, dass mal wieder „ab Oktober eine neue Location“ benötigt wird. „Wer etwas für uns hat, möge sich melden.“

Stifter, die beim Staatstheater arbeitet und nach Stationen in Bochum und Konstanz für den Job nach Mainz gezogen ist, sagte, der Kontakt zum „Peng“ sei für sie „der absolute Glücksfall“ gewesen. „Es ist ein Ort, an dem ich meine Kunst zeigen konnte.“ Zunächst ihre Ausstellung mit Makrofotografie, dann die Kunst mit Diaprojektoren. „Das hat mich animiert, etwas zu tun“, so Dickescheid. Bald darauf starteten sie die Kooperation. Mittlerweile mit Erfolg über die Grenzen von Mainz hinaus.