BRETZENHEIM – Aus dem Tiefschlaf geweckt wurde der Bretzenheimer Ortsbeirat am ersten Januarsonntag pünktlich um 14.11 Uhr von lautem Radau der Narren vor der Rathaustür „An der Wied“. Ortsvorsteherin Claudia Siebner (CDU) und ihre Kollegen aus den Bretzenheimer Fraktionen hatten gegen die närrische Übermacht keine Chance. Trotz der Unterstützung von OB Michael Ebling (SPD) verloren sie die Schlüsselgewalt an den CKV, die Jakobiner und die Schnattergänsjer, die von den befreundeten Korporationen der Haubinger und der Marienborner Brunnebutzer begleitet wurden. Mit dem Flaggenhissen der drei vierfarbbunten Fahnen der drei Bretzenheimer Fastnachtsvereine ging diese närrische Rathauserstürmung vor der TSG-Halle weiter.
„Lasst uns rein, es ist schon wieder Zeit für Narretei!“, forderte Nina Steinbach, Präsidentin der Schnattergänsjer, in Vertretung von Sitzungspräsidentin Anna Kusche zu Beginn. Als Erster ließ sich der stellvertretende Ortsvorsteher Dr. Peter Schenk (ÖDP) am Rathausfenster blicken. „Ihr Fastnachter seid zu früh dran/ klopft nächste Woche wieder an!“, antwortete er. „Und heut‘ ist Sonntag, da ist Ruh‘/ die Rathaustür, die bleibt heut‘ zu!“ Sein Amtskollege Uwe Marschalek (FDP) unterstützte ihn: „Drum lasst jetzt einfach eure Possen/ die Rathaustür, die bleibt geschlossen!“ Doch die Narren gaben nicht nach. „Erstürmen werden wir die alten Gemäuer/ Claudia, ab jetzt wird’s teuer!“, riefen CKV-Sitzungspräsident Michael Hohenadel und Jakobiner-Vorsitzender Markus Kieber. „Unser Schlachtruf heißt Helau/ macht euch fort aus diesem Bau!“ Erstaunlich schnell gab Ortsvorsteherin Siebner auf und hisste die weiße Fahne. Daraufhin wurde sie gemeinsam mit ihren Lakaien aus dem Bretzenheimer Rathaus, dieser Schaltzentrale der politischen Macht in Mainz, abgeführt.
Zu „Rucki zucki“ von den Haubingern und „Meenz bleibt Meenz“ von den Jakobinern ging es zu Fuß zur TSG-Halle, wo Trommler Wolfgang Siebner nach einem „Bummterrätättää“ den Narrenschwur der Delinquenten vorlas. Darin wird gefordert, die Brücke an der Koblenzer Straße zu öffnen, ein Bretzenheimer Bürgerhaus zu bauen, den Schandfleck Roxy-Kino zu beseitigen und elf volle Flaschen Riesling trocken herauszurücken. Zumindest der letzte Wunsch wurde prompt erfüllt, denn mit einem gemütlichen Beisammensein bei Weck, Worscht und Woi in der TSG-Halle endete diese fröhliche Rathauserstürmung.