Start Gesellschaft Dadaistisch und surrealistisch

Dadaistisch und surrealistisch

Mainz – Der Frühsport am Samstag, auf der Hauptwiese des Open Ohr Festival, im Latin Rhythmus tat den müden Campern des Festivals wohl. Bei dieser Ausdauernummer wurden Aerobic Elemente mit Tanzschritten aus Salsa, Calypso und Samba verknüpft und dabei die steifen Glieder gelockert. Der Grundidee des Festivals ist man sich seit 1975 treu geblieben: Hier begegnete man ausgeprägten Auseinandersetzungen mit politischen Themen. Die Freie Projektgruppe greift jedes Jahr ein Thema auf, diesmal drehte sich alles um „Körperbau“, welches sich an den Pfingsttagen in den Programminhalten und Sparten, auf Podien und in Workshops widerspiegelte.

In der Kulturei in den Kasematten zeigte der Aktionskünstler Brandstifter in seiner illuminierten Ausstellung „antikörper/antibodies“ dadaistisch-surrealistische Bildcollagen aus zusammengesetzten Körperteilen und Verbänden. Unter der Sparte Theater lief der Künstler UliK mit seinem Programm „Robotik Industrie 4.0“, zu bewundern war er auf der Hauptwiese mit einer Tanzperformances.
Sein Partner war ein röhrender drei Tonnen schwerer Industrieroboter an dem ein übergroßes Tamburin befestigt war. UliK schlug in allen möglichen Köperhaltungen, gut gesichert, taktvoll darauf ein.

Seit 2009 existiert eine Kooperation mit dem französischen Freiwilligendienst „Service civique“. Seitdem leisten französische Freiwillige ihr Deutsch- Französisches Ökologisches Jahr in Rheinland-Pfalz, im Austausch dazu verbringen genauso viele Deutsche das DFÖJ in Frankreich. Die vier Aktionen der Freiwilligen am FÖJ-Stand behandelten auch das Thema Körperbau, z.B. Ernährung: Hör auf Deinen Körper!

Künstler Uli K mit seinem Programm „Robotik Industrie 4.0“. Foto: Claudia Röhrich

Dort stellten sich die Workshop Teilnehmer vieler Fragen oder bei Mehndi – natürliche Körperkunst, hier war die uralte Tradition des Orients das Henna-Painting praktisch am Gegenüber erfahrbar, wichtig war dabei sich auch sprachlich austauschen.
An die vielen Kinder und deren Langeweile wurde auch gedacht. Mit Überraschungsfilmen im Filmkeller oder in der Bastelecke konnten die Kinder kreativ werden. Der Workshop „Einfach mal Nein sagen“ kam den Kleinen vom Thema sehr gelegen. Die Open Ohr Nachrichten sind nun schon ein viertel Jahrhundert alt.
Beim Stadtjugendring Mainz e.V. wurden sie jeden Tag neu geschrieben, gedruckt und verteilt von 25 jungen Hobbyredakteuren. Zwischen Musik und Debatten an acht Spielorten traf sich dann halb Mainz auf den Wiesen der Mainzer Zitadelle. Viele Open Ohrler sind mit dem Festival älter geworden, daher ließ das Festival 2018 erstmals ausgewählte Veranstaltungen durch Schriftdolmetscher begleiten, um körperliche Barrieren abzubauen.

Zusätzlich wurde das Filmprogramm bis auf wenige Ausnahmen mit Untertiteln versehen. Bei der Diskussion „Der getunte Körper“, wurden die Möglichkeiten erörtert den Körper mit Hilfsmitteln der Technik auszustatten. Über das Dafür und Dagegen hatten der Mainzer Philosoph Thomas Metzinger und der Blogger Enno Park viel beizutragen. Musik handgemacht gab es von der Gruppe Buntspecht.
Die Newcomer aus Österreich, mit ihrem heftigen Mix aus Bossa Nova, Wiener Lied und Folk, ließen ihre Musik erfrischend klingen und übertrugen schnell ihre Energie auf das Publikum, das sich eifrig im Takt der Musik bewegte.

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Seit Februar 2015 bin ich als freie Journalistin bei Journal LOKAL - die lokale Zeitung tätig. Zuvor arbeitete ich nach meinem Informatikstudium viele Jahre als IT-Koordinatorin. Seit zwei Jahren bin ich als freie Journalistin im Deutschen Fachjournalistenverband (DFJV) akkreditiert. Die in vielerlei Hinsicht anspruchsvollen oder originellen lokalen Veranstaltungen motivieren mich bei Recherche und Verfassen meiner Artikel.