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Den Bürgern platzt der Kragen

OPPENHEIM – Langsam wird es eng für Stadtbürgermeister Marcus Held (SPD). Die Vorwürfe gegen ihn werden immer gravierender. Die Mainzer Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Held wegen Untreue und Bestechlichkeit in mehreren Fällen. Dabei geht es unter anderem um ein Grundstücksgeschäft zum Nachteil der Stadt, um eine Parteispende an die SPD, verbunden mit Vorteilen für den Spender, und um die private Nutzung des Dienstfahrzeugs.

Und seitens der Bevölkerung wächst der Druck ebenfalls. Zuletzt demonstrierten weit über 200 Oppenheimer gegen den Rathauschef. Doch Stadtbürgermeister Held ist abgetaucht. Er hat sich krank gemeldet und die Amtsgeschäfte dem Zweiten Beigeordneten Helmut Krethe übertragen. In Berlin, wo Held ein Bundestagsmandat wahrnimmt, ist nur seine Büroleitung erreichbar. Zuletzt war der Stadtbürgermeister beim Neujahrsempfang der Stadt in Erscheinung getreten. Beim traditionellen Sturm auf das Rathaus wird er sich dieses Jahr wohl nicht gefangen nehmen und abführen lassen.
Mittlerweile berichten auch große deutsche Tageszeitungen über die Affäre Held, die regionalen Radio- und Fernsehsender sowieso. Auch am Montagabend war den Demonstranten die mediale Aufmerksamkeit gewiss. Denn erneut hatten sich wütende und enttäuschte Bürger wieder zur Montagsdemo vor dem Rathaus versammelt und vehement den Rücktritt des Stadtbürgermeisters gefordert. Weit über 200 hatten sich trotz winterlicher Kälte eingefunden. „Notfalls werden wir solange montags demonstrieren, bis Marcus Held sein Amt endlich niedergelegt hat“, bekräftigte Organisator Axel Dahlem.
Er hielt ein vergrößertes Foto hoch, das Stadtbürgermeister Held beim Rathaussturm des vergangenen Jahres zeigte. „Wer wird wohl dieses Jahr abgeführt?“, fragte Dahlem und spielte damit darauf an, dass der Zweite Beigeordnete jetzt die Amtsgeschäfte führt. „Laut Gemeindeordnung muss es aber der Erste Beigeordnete sein.“ Für Dahlem und die Demonstranten ein weiteres Beispiel für die „politische Selbstherrlichkeit“ von Marcus Held.

Mit Trillerpfeifen und Tröten bekräftigten die Demonstranten lautstark ihren Protest. Auf Schildern und Bannern waren Formulierungen wie „Kein Filz und keine Vetternwirtschaft mehr“, „Dialog statt Machtarroganz“ zu lesen oder auch: „Treten Sie endlich mal aus der Glasglocke heraus und realisieren Sie, dass andere mündige Bürger dieser Stadt Ihr Politiksystem hier nicht mehr ertragen können.“
Inzwischen hat sich die Affäre Held ausgeweitet: Ins Visier der Ermittler ist nämlich auch Verbandsbürgermeister Klaus Penzer (SPD) geraten. Ihm wird Untreue in mehreren Fällen vorgeworfen.

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Seit ihrer ersten Ausgabe bin ich in verschiedenen Bereichen engagiert bei Journal LOKAL - die lokale Zeitung. Heute verantworte ich die Ausgaben "Mainz", „Mainz-Mitte“ und „Mainz-Mombach“. „Die lokale Berichterstattung ist für mich immer wieder etwas Besonderes, da man hier ganz nah an den Menschen ist“, möchte ich, Jahrgang 1964, meine Arbeit beschreiben. „Außerdem ist Mainz eine tolle Stadt mit einem tollen Umfeld.“