LAUBENHEIM – Mal was Neues, dachten sich die Verantwortlichen der Sängervereinigung, als sie den Comedian Sven Hieronymus den Laubenheimern präsentierten. Der meinte, dass er wegen der langen Anreise von Bodenheim ziemlich kaputt sei. Doch dann entwickelte seine Show ihre Dynamik. Sein Programm ist teilweise eine Retrospektive seiner vergangenen 50 Lebensjahre. Die Zuschauer, meist im besten Mittelalter, können seine makabren Storys alle nachvollziehen. Er stänkert gerne über die heutige Welt, was oft brüllende Lachsalven erzeugt. Man merkt: Er hat sein Publikum im Griff, durch seine Sprüche, viele Gesten und Slapstick-Einlagen. Er ist der „Local Hero(nymus“)! Seine gold-blonde Haarpracht überdeckt sein Motörhead-Shirt, das so alt ist wie er selbst. Sein Intro lautet: „Ein Mann, der sein Gehirn 90 Minuten auf Stand-by schalten kann“. Seine Frau fragte ihn, was er denn an diesem Abend spielen wolle: „Das Beste aus meinen ersten drei Programmen“. Worauf sie meinte: „Mutig. Dann musst du ja nach 10 Minuten aufhören.“ Es dauert länger, weil er unaufhörlich hemmungslos über alles herzieht, was ihm nicht gefällt. Schule gestern und heute ist ein Lieblingsthema. Seine Schulzeit war sein Trauma. „Ich bin ständig sitzengeblieben. Irgendwann war mein Sohn eine Klasse über mir.“ Die 9. Klasse war schwierig, weil er da gleichzeitig anfing zu bauen. Der Martinszug, für den er mit seinem Sohn eine Laterne basteln musste, ist für ihn ein rotes Tuch. Den Text des Martinslieds zerfetzt er gewohnt populistisch. Er spricht von Zeiten, als man Musik noch mit Mikrofon vom Radio aufgenommen hatte. Bandsalat gab’s auf der Kassette immer nur an der Stelle seines Lieblingslieds. Er beschreibt den Niedergang der Musik so: „Supertramp hat schon tolle Musik gemacht, als Dieter Bohlen noch Kettenreitschule gefahren ist. Die konnten singen und gleichzeitig Instrumente spielen. Das glauben dir die jungen Leute heute nicht mehr.“ Auch Alltägliches fragt er nach. Ob Hunde lesen können, fragt er sich beim Anblick der Schilder an Metzgerläden: WIR müssen leider draußen bleiben. Er lästert über moderne Kindernamen: „So hießen bei uns früher die Kühe“. Vor allem missfallen ihm Namen, die Mainzer nicht aussprechen können: „Schessica“ und „Schaggeline“. Paris Hilton hieße nur so, weil sie in Paris gezeugt worden sei. Bei ihm wär diese Wahl des Vornamens schlecht, dann müsste er „Oestrich-Winkel“ heißen. Viele Gags und Bonmots wären noch aufzuzählen. Pseudo-Philosophie und Kokolores wechseln sich in schneller Folge ab. Der donnernde Schlussapplaus belohnt ihn. Dafür gibt es auch noch zwei Zugaben. Die SVL bewies ein gutes Händchen mit der Verpflichtung des „dicken, alten, hässlichen Mannes“ wie er sich gerne selbst bezeichnet.
Klaus Schmitt