Start Kultur „Die Nacht ist alles, was der Tag nicht ist“

„Die Nacht ist alles, was der Tag nicht ist“

Mombach – Das Café Malete zementiert seine Stellung als abwechslungsreicher Kulturträger von Mombach. Regelmäßig tischt das Café, das im Caritas-Zentrum St. Rochus beheimatet ist, ästhetische Leckereien auf. Der Bekanntheitsgrad scheint über Mombacher Grenzen hinaus zu reichen. Denn allmählich müssen die Künstler für die „Dämmerstunden“ im Bürgercafé nicht erst gesucht werden. Sie melden sich. Wie jetzt die Gruppe „Wortspiel“ mit künstlerischen Wurzeln in Wörrstadt. „Wortspiel“ das sind Peter Holdenried, Hansi Lawall und Christian Hoch sowie Elisabeth Verhoeven (Cello und Stimme). Die Männer sind Gründungsmitglieder der Folk-Formation „Eselskreisch“. Der Name rühre von einer Gemarkung in Wörrstadt, sagt Lawall. Angeblich sollen dort während der Ernte die Esel gekrischen haben, sobald die Wagen mit den Reben vorbei gefahren seien.

Wir singen gerne“, meint Holdenried, der Gitarrist, nach den Gründen für den Auftritt gefragt, bei dem die Gruppe auf ihre Gage verzichtet hat. Holdenried soll übrigens in Mombach geboren worden sein, bemerkt sein Musikerkollege und Bassist, Lawall. „Wir wissen zwar nicht genau wo, aber vermutlich an dem Haus, an dem die Bronzetafel hängt“, scherzt er. „Und wenn sie heute dort noch nicht hängt, dann schauen sie morgen vorbei.“

Mitgebracht haben die Künstler von „Wortspiel“ ihr Programm „Gute Nacht – Texte und Lieder zwischen Morgen und Grauen“. Im Gepäck liegen Texte von Joseph von Eichendorff, Rainer Maria Rilke und Wilhelm Genazino sowie Lieder von Klaus Hoffmann, den Beatles und Konstantin Wecker.

Ob sie denn mit der relativ kleinen Bühne im Café Malete klar kommen werden? Verhoeven, die Sprecherin bei WDR und SWR ist, meint mit einem Augenzwinkern: „Klar, wir brauchen nicht viel Platz. Wir singen uns in die Herzen der Menschen und spielen dort“. So passiert es auch. Die Poesie und Musik entspannen spürbar das Publikum und scheinen die Gefühle aus der inneren Voliere zu befreien. Das intonierte Abendlied, „Die Nacht ist aufgegangen“, singen fast alle leise aber unüberhörbar mit – wohlgemerkt alle Strophen. Vielleicht mit Erinnerungen an die Kindheitstage, sei es die eigenen oder jener ihrer Kinder? „Es ist erstaunlich, wie viele den Text auswendig kennen“, freuen sich die Künstler. Beim Refrain von Klaus Hoffmanns Lied „Tanze, Gerda, tanze“ wiederholt sich das Bild.

Aus den Gedichten und den Liedern tauchen die Dunkelheit und Unheimlichkeit der Nacht auf und breiten sich im Saal wie Nachtnebel aus. Die Nacht habe viele Gesichter. „Mal ist sie Hüterin des Schlafs, der trauten Zweisamkeit, mal Zeugin wilder Ausschweifungen. Geister und Feen treiben ihr Spiel, Trolle sitzen unterm Bett. Die Nacht ist alles, was der Tag nicht ist.“ Mal knistert Erotik, mal erklingt der Witz.

Die Freude am Wort und Spiel, die „Wortspiel“ verbreitet, kommt im Mombacher Café gut an, und scheint – wie es die Werbeprospekte versprochen haben – neue Horizonte zu öffnen. In die Herzen der Mombacher hat sich das Quartett – am Applaus ablesbar – auf jeden Fall gespielt.

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Ich schreibe und fotografiere seit 2013 für Journal LOKAL - die lokale Zeitung. Die Begeisterung für die Lokalmedien entdeckte ich während des Studiums der katholischen Theologie und habe seit 2007 für Lokalzeitungen, öffentliche Einrichtungen und Online-Medien gearbeitet. Mich fasziniert der wunderbare Alltag. Unterwegs bin ich für Themen in Rheinhessen rund um Mainz.