Start Gesellschaft Ein gesundes Misstrauen ist sinnvoll

Ein gesundes Misstrauen ist sinnvoll

BRETZENHEIM – In der jetzigen dunklen Jahreszeit haben Einbrecher Hochkonjunktur. Zu den Themen Einbruchschutz und Enkeltrick informierten jetzt vier Vertreter der Mainzer Polizei gemeinsam mit Seniorensicherheitsberater Horst „Buddy“ Becker beim „Forum Einbruchschutz“ im Bretzenheimer Rathaus „An der Wied“. Dabei wurde deutlich, dass es zahlreiche Möglichkeiten gibt, um Einbrechern und Trickbetrügern das Leben zu erschweren. „So sicher wie heute war das Bretzenheimer Rathaus noch nie“, sagte Ortsvorsteherin Claudia Siebner zu den rund 30 interessierten Gästen zu Beginn. „Wir haben heute die geballte Kompetenz der Polizei bei uns.“ Auch in Bretzenheim gebe es prekäre Situationen. So sei neulich eine Bretzenheimer Seniorin durch den bekannten Enkeltrick um 15.000 Euro erleichtert worden.

Beim vom Bretzenheimer „Verdelsbutze“ Miro Wildemann moderierten zweistündigen Forum gab zunächst der Seniorensicherheitsberater einige Tipps. Beim Enkeltrick geben sich die Täter am Telefon als Enkel oder andere nahe Verwandte aus und täuschen eine Notlage vor, um an das Geld der Senioren zu kommen. Zuvor versuchen sie oft ganz gezielt, ältere Menschen im Telefonbuch anhand von altertümlichen Namen wie etwa Elfriede oder Kunigunde aufzuspüren, erläuterte Becker. „Wichtig ist gesundes Misstrauen am Telefon!“ Becker rät, sofort aufzulegen, wenn die Senioren die Stimme des Anrufers nicht erkennen und Geldforderungen kommen. Dann sollte der Notruf 110 gewählt werden. Zu Vorsicht rät Becker auch bei unangemeldeten Besuchen an der Tür. „Machen Sie die Tür nicht einfach auf, gucken Sie lieber durch den Spion oder durchs Fenster!“

Die Kriminalhauptkommissare Michael Hammer und Tina Walther hatten einige Statistiken parat. Demnach gab es im vergangenen Jahr in Bretzenheim 31 Einbrüche, was bei einer Einwohnerzahl von mehr als 20.000 eine vergleichsweise geringe Zahl sei. „Der Straßenverkehr ist viel gefährlicher“, betonte Hammer. Haupteinbruchszeit sei der Herbst und Winter und hier speziell der Dezember. Von 287 Einbrüchen im Stadtgebiet erfolgten 203 durch das Aufhebeln von Türen und Fenstern. 164 mal waren Einfamilienhäuser betroffen, 123 mal Mehrfamilienhäuser. Die Aufklärungsquote lag bei nur 15,9 Prozent.
„Das gesunde Misstrauen sollte da sein“, bekräftigte Polizeioberkommissar Simon Triller von der Zentralen Prävention. „Wieso sollte ein Polizist vor der Tür stehen, um Bargeld oder Schmuck mitnehmen zu wollen?“, fragte er rhetorisch in die Runde und warnte vor falschen Polizisten nicht nur am Telefon. Bei Zweifeln sollten sich Betroffene die Dienstmarke und den Polizeiausweis zeigen lassen. Dann helfe ein Anruf als Rückversicherung bei der Polizei. Ausführlich ging Triller auf das Thema Einbruchschutz ein. Der Gelegenheitstäter sei in der Regel nur drei bis fünf Minuten vor Ort und benutze meistens einen Schraubendreher, um einzubrechen. Triller empfahl eine Nachrüstung mit einer Mehrfachverriegelung und einer Zusatzsicherung. Dabei sollten hochwertige, zertifizierte Produkte nach DIN-Norm ausgewählt werden. „Es führt kein Weg am Fachhandel vorbei“, betonte Triller. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau fördert diesen Einbruchschutz. Zahlreiche Informationen gibt es in der Broschüre „Ungebetene Gäste“, die kostenlos bei der Polizei erhältlich ist, weitere Infos gibt’s im Internet unter www.polizei-beratung.de.

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Ich bin gebürtiger Mainzer, Jahrgang 1967, und seit mehr als 20 Jahren hauptberuflich journalistisch in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport tätig. Für Journal LOKAL - die lokale Zeitung berichte ich seit 2014 aus Bretzenheim, Hechtsheim, Lerchenberg, HaMü, AKK und der Oberstadt sowie aus Finthen und Gonsenheim. In meiner Freizeit fahre ich gerne Fahrrad. Weitere Hobbies sind Tennis, Fußball und Aquaristik.