MAINZ – Der am 11. März verstorbene frühere Bischof von Mainz, Karl Kardinal Lehmann, ruht nun in der Krypta des Doms. Zuvor wurde sein Leichnam in einer Trauerprozession von der Seminarkirche in der Augustinergasse zum Dom geleitet. Tausende Menschen säumten den Weg. Trotz der großen Menschenansammlung herrschte eine auffallende Stille. Allein die Martinusglocke läutete.
In dem ergreifenden Gottesdienst würdigte Lehmanns Nachfolger, Bischof Peter Kohlgraf, seinen Vorgänger als einen Brückenbauer und einen Menschen mit einem großen Herzen. „Nicht umsonst nennen ihn die Menschen aus dem Bistum Mainz ,unser Karl’. Kohlgraf zitierte auch zum ersten Mal öffentlich aus dem geistigen Testament des Verstorbenen, in dem Lehmann unter anderem von seiner persönlichen Erkenntnis der letzten Jahre berichtet, die „die Unheimlichkeit der Macht“ betreffen. Das „brutale Denken und rücksichtslose Machtstreben“ empfinde er „als die schärfsten Ausdrucksformen des Unglaubens und der Sünde“.
Mehr als 40 Bischöfe und Kardinäle, Priester und Trauergäste aus der Politik nahmen an dem Gottesdienst teil. Das Pontifikalrequiem feierten und feierten die Trauernden auch auf dem Liebfrauenplatz vor einer Leinwand. Den päpstlichen Abschiedsgruß übermittelte zum Abschluss des Gottesdienstes der Apostolischer Nuntius, Erzbischof Nikola Eterović. Lehmann sei offen für die Fragen und Herausforderungen der Zeit gewesen. „Auch über die Grenzen der Konfessionen hinaus.“
Der Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Reinhard Marx, gab ein persönliches Statement ab: „Bischof Lehmann hat in das Leben das eingebracht, was ihm Gott an Gaben geschenkt hat. Er hat ihm etwas hinzugefügt: Denn er war ein großer Menschenfreund. Lieber Kardinal Karl, Du hast uns inspiriert, du gehst nicht weg, Du wirst uns weiter begleiten, Danke für Deine Freundschaft.“
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, bezeichnete den Tag als einen „schweren Tag für die evangelische Kirche“. Bischof Lehmann habe auch „unsere Seele berührt“. Nie habe sich der frühere Mainzer Bischof mit der Trennung der Kirche abgefunden, so Bedford-Strohm. „Er war immer ein verlässlicher Partner und Freund, vor allem aber ganz Mensch und gerade darin hat er ein starkes christliches Zeugnis gegeben.“
Im Anschluss an den Gottesdienst wurde Lehmann im engsten Kreis der Angehörigen in der Bischofsgruft beigesetzt. Bistum Mainz hat um Internet unter der Adresse: www.kardinal-lehmann.bistummainz.de/gebetebuch ein Online-Kondolenzbuch eingerichtet.