Ein rhetorisches Feuerwerk von Tobias Mann

DEXHEIM – Ein rhetorisches Feuerwerk brannte Tobias Mann jetzt in Dexheim ab. In seinem ersten Auftritt nach der Sommerpause zeigte sich der Mainzer Kabarettist mit einem „Best-of“-Programm vor ausverkauftem Haus im Weingut Weyell von seiner allerbesten Seite. Auffallend: So politisch wie derzeit kam der frühere Fastnachter noch nie daher. Tobias Mann schoss verbal aus allen Rohren und sparte keine Partei aus. Mehr als die Hälfte seines gut zweistündigen Programmes widmete der 41-Jährige politischen Missständen, Aufregern und Unzulänglichkeiten.

Zunächst war die Innenpolitik dran. Julia Klöckner ist für ihn eine „Populismus-Amazone“ und eine „genetische Mischung aus Roland Koch, Maggie Thatcher und Heidi Klum“. Beim „selbstbesoffenen“ Christian Linder komme „Hedonismus vor Humanismus“. Zur FDP im Allgemeinen meinte Mann: „Es kommt zurück, was ich nicht vermisst habe!“ Angela Merkel ist das alternativlose „Sie kennen mich“ und über die SPD lästerte er: „Eine Partei, wo Martin Schulz der Hoffnungsträger ist, die ist tot!“ Die Grünen sind inzwischen „die FDP für Liegeradfahrer“ und Horst Seehofer leidet an „Weißbier-Tourette“: „Die Dinge rülpsen unkontrolliert aus ihm heraus!“ Zur AfD wollte Mann nicht viel sagen, nur so viel: „Sie ist keine Partei, sondern organisierter Menschenhass.“ Passend dazu gab’s am Flügel das Lied „Früher war heute noch besser“. Tobias Mann forderte alle Politiker auf, keine Ängste zu schüren oder mit Ängsten zu spielen. Politik sollte Menschen verbinden und nicht gegeneinander ausspielen und ausgrenzen.

Im zweiten Teil seines Dexheimer Auftritts wandte sich Tobias Mann stärker dem Bereich Comedy zu. Zur abstrusen Geschichte über den Satz des Pythagoras hüpfte er wie aufgedreht über die Bühne. Auch die schwerreichen Manager nahm der Kabarettist hoch: Managergehälter sollten nur noch in Kleingeld in bar ausgezahlt werden bei persönlicher Abholung. Der witzige Faust-Rap und das bitterböse Gärtnerlied waren weitere Highlights im Programm. Dann war Schluss, aber natürlich nicht ohne Zugabe: Mit der Ballade „Von einem, der ins Netz gegangen ist“ endete der vergnügliche Abend.

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Ich bin gebürtiger Mainzer, Jahrgang 1967, und seit mehr als 20 Jahren hauptberuflich journalistisch in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport tätig. Für Journal LOKAL - die lokale Zeitung berichte ich seit 2014 aus Bretzenheim, Hechtsheim, Lerchenberg, HaMü, AKK und der Oberstadt sowie aus Finthen und Gonsenheim. In meiner Freizeit fahre ich gerne Fahrrad. Weitere Hobbies sind Tennis, Fußball und Aquaristik.