Start Mainz-Mombach Finnische Technik für deutsche Energiewende

Finnische Technik für deutsche Energiewende

Mombach – Seit knapp einem Jahr entsteht auf der Ingelheimer Aue das modernste und größte Blockheizkraftwerk (BHKW) Deutschlands. In diesen Tagen lässt der Bauherr, die finnische Firma Wärtsilä Energy Solutions, insgesamt zehn Gasmotoren in das neu errichtete Kraftwerksgebäude der Kraftwerke Mainz-Wiesbaden (KMW) einbauen. In der Zukunft sollen die neue und die bestehende Anlage der KMW dafür sorgen, dass es „in Mainz und in der Region Strom und Fernwärme gibt, so dass wir in der kalten Jahreszeit wohlige Temperaturen haben, überall dort, wo wir über Fernwärmeanschlüsse verfügen“, sagte Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD).

Bei einem Rundgang vor Ort wies der Mainzer OB, der auch der KMW-Aufsichtsratsvorsitzende ist, darauf hin, dass dies mit über 100 Millionen Euro die derzeit größte Investition der Stadt sei.
Spektakulär ist die Bauphase momentan ohnehin. Jeder der zehn Motoren ist 140 Tonnen schwer und verfügt über eine Leistung von zehn Megawatt. Mit einem riesigen Kran wird jeder einzelne angehoben und Zentimeter für Zentimeter im Betonkoloss in Stellung gebracht. Die finnischen Motoren, die auf dem Wasserweg aus dem hohen Norden nach Mainz transportiert worden sind, sind das Herzstück des Kraftwerks. Ihr Vorteil: Je nach Bedarf könnten sie innerhalb von nur zwei Minuten hochgefahren werden, sagte Lars Eigenmann vom Vorstand der KMW. Was zunächst eine wirtschaftliche Bedeutung habe.
„Das bestehende Gas- und Dampfturbinenkraftwerk (GDKW) kann nur dann sinnvoll betrieben werden, wenn sich die Einsatzzeiten in erster Linie nach den Strompreisen richten und nicht nach den Notwendigkeiten der Fernwärmeversorgung“, so Eigenmann. Die leistungsstarken und flexiblen Motoren sollen nun preisunabhängig die Fernwärmeversorgung im bestehenden Strom- und Fernwärmenetz der Stadt sichern. Die bis dato gewonnene Wärme aus der Stromproduktion auf der Ingelheimer Aue versorge unter anderem die Universitätsmedizin, die Universität, die Opel-Arena und auch den Mainzer Dom. „Und sie entspricht umgerechnet dem Verbrauch von 50.000 Haushalten.“
Aber, so der Oberbürgermeister weiter: „Wir planen den Ausbau der Fernwärme“. So werde das Heilig-Kreuz-Viertel vollständig an die BHKW-Versorgung angeschlossen.
Ebling bezeichnete das Kraftwerk-Projekt zudem als eine „sehr umweltfreundliche Form der Energiegewinnung“. Das BHKW, das voraussichtlich Ende 2018 an den Start geht, nutze mit 85 Prozent die Energie des Erdgases hervorragend aus. Für die gleiche Menge an Wärme, die das GDKW erzeugt, benötige das BHKW beispielsweise deutlich weniger Gas.
Die künftige Flexibilität des BHKW erhöht sich künftig durch mehrere Wärmespeicher, die auf dem KMW-Areal derzeit ebenfalls errichtet werden. Mit dem Beginn der nächsten Heizperiode sollen die nach dem Prinzip von Thermoskannen die Wärme über Stunden und Tage speichern können, um sie im Bedarfsfall ins Fernwärmenetz abzugeben.