Fotokunst der „Spiegellosen“ im Nieder-Olmer Rathaus

Nieder-Olm – Moderne kompakte Systemkameras ohne Spiegel sind das Werkzeug der vier Fotografen, die zurzeit ihre Arbeiten im Rathaus der Verbandsgemeinde ausstellen. Unter dem Namen „die Spiellosen“ haben sich die vier Künstler Michael Kanitz, Peter Sikora, Rudolf Ganz und Martin Höcker, der allerdings eine digitale Spiegelreflexkamera bevorzugt, vor zwei Jahren zusammengetan. Kennengelernt haben sie sich beim Fotografiestammtisch in Mainz.

„Wir sind alle Individualisten, haben aber diese Plattform gefunden“, erklärte Rudolf Ganz. Er bezeichnet sich als „Flaneur“ mit der Kamera. Reisebegegnungen, Streetfotografie und Architektur sind seine Themen. Manche Bilder wirken satirisch, gerade, wenn der Titel dazu gelesen wird, andere versprühen morbiden Charme oder zeigen feinen Humor, wie die Spaziergänger, die am Strand mit gesenktem Bild aneinander vorbeigehen. „Grußlos“ hat er das Bild genannt.

Michael Kanitz zeigt Bilder mit verschiedenen Schwerpunkten, zum einen verfremdet er die Aufnahmen, wobei er mit den technischen Möglichkeiten der Kamera spielt. Zum anderen stellt er minimalistische Fotografien aus, die einfarbige Flächen mit wenigen andersfarbigen Flecken, Strichen oder Formen zeigen.

Peter Sikora meinte, dass er früher „geknipst“ habe, sich seit mehreren Jahren aber intensiver mit der Fotografie beschäftige und die Möglichkeiten der Bildbearbeitung nutze. Architektur und Momentaufnahmen faszinieren ihn.

Martin Höcker beschäftigt sich als einziger auch beruflich mit Fotografie. „Ich mag es nicht mit dem Tele Personen abzuschießen“, sagte er. Deswegen mischt er sich unter die Menschen und wartet mit dem Fotografieren, bis die Situation stimmig ist. Als Beispiel für sein Vorgehen nannte er die Kartenspielerrunde, bei der er die Spannung der Akteure wunderbar eingefangen hat.

Nicht der Apparat sondern der Fotograf mache das Bild, zitierte der Beigeordnete der Stadt Franz-Josef Schatz sinngemäß die Sichtweise der vier Künstler und traf damit den Nagel auf den Kopf. Denn auch für Nichtfachleute ist die Ausdruckskraft der Bilder deutlich spürbar.

Für eine stimmungsvolle musikalische Umrahmung sorgten mit Gitarren und Gesang die beiden Schüler der Musikschule Felix Baltus und Paul Kronenberger.