Geplanter Bibelturm polarisiert die Mainzer

MAINZ – Ein Thema, zwei Meinungen: Kaum ein Bauvorhaben spaltet die Bevölkerung derart wie der am Gutenberg-Museum geplante Bibelturm. Die einen sind begeistert dafür, die anderen vehement dagegen. Kürzlich kam es zu einer Begegnung der besonderen Art: Gegner und Fürsprecher informierten – nur wenige Meter von einander entfernt – über das Vorhaben an der Stelle, wo das Gebäude gebaut werden soll. Über mangelndes Interesse mussten sich beide Seiten nicht beklagen.

Das Infozelt der Fürsprecher war prominent besetzt Oberbürgermeister Michael Ebling und Baudezernentin Marianne Grosse verteidigten den geplanten Bibelturm. Die Gegner setzen weiter darauf, den am 8. Februar gefassten Beschluss des Stadtrats zugunsten des Bibelturms rückgängig zu machen. Das wollen sie über ein Bürgerbegehren erreichen, für das sie fleißig Unterschriften sammeln. Dass sie die ausreichende Zahl bekommen, daran kann nicht gezweifelt werden. Doch wahrscheinlich muss ein Gericht klären, ob die Unterschriften noch fristgerecht im Rathaus eintreffen.

„Die Erweiterung des Gutenberg-Museums ist für uns eines der herausragenden Projekte“, verteidigen OB Ebling und Dezernentin Grosse das Vorhaben. „Wir suchen bewusst das Gespräch mit den Bürgern genau dort, wo die Erweiterung geplant ist. Mit den Plänen des Siegerentwurfs aus dem Architektenwettbewerb wollen wir uns natürlich auch den Kritikern der Museumserweiterung stellen und Überzeugungsarbeit leisten“, so Ebling und Grosse.

Auf dem Boden hat die Stadt inzwischen den Umriss des umstrittenen Bibelturms einzeichnen lassen, der in das Blumenbeet hineinreicht. Am Tag der Information pro und contra Bibelturm ist bei schönstem Wetter Markttag. Zahlreiche Besucher genießen die Atmosphäre auf einem Areal, das auch von großen, schattenspendenden Platanen gekennzeichnet ist. Diese müssten für die Bauarbeiten weichen und würden nachgepflanzt. „Doch damit wäre dieser Bereich unwiderbringbar zerstört“, echauffiert sich eine Seniorin und unterschreibt demonstrativ auf der Liste der Gegner.

Ein Tourist macht ein Foto. Als er über die Hintergründe informiert wird, wird er nachdenklich. „Ich wünschte, wir in meiner Heimatstadt hätten so einen schönen Platz.“ Es ist ein Wetteifern der Informationen. „In diesem Umfang und über einen solch langen Zeitraum die Bürger über ein Vorhaben zu unterrichten, hat es bislang in Mainz nicht gegeben“, erinnert Grosse. Die Initiative gegen den Bibelturm verweist darauf, dass es sinnvoller sei, in die Modernisierung des Gebäudebestands des Gutenberg-Museums zu investieren.

23 Meter hoch würde der Bibelturm, für den fünf Millionen Euro zur Verfügung stehen. Bleibt es beim Beschluss des Stadtrats, soll es noch in diesem Jahr mit den Bauarbeiten losgehen. Der Weihnachtsmarkt soll nach Möglichkeit nicht eingeschränkt werden.