Weisenau – Mitte der 20iger bis Anfang der 30iger Jahre herrschte im ganzen Deutschen Reich große Arbeitslosigkeit und zur gleichen Zeit ebenfalls große Wohnungsnot. Im Mainzer Stadtrat wurde verhandelt, wie man der Wohnungsnot entgegentreten könne. Da kam man schließlich zu dem Entschluss, dass man auf dem Gelände „Am Großberg“ eine Kleinstellensiedlung erbauen könne.
Zeiten der Wohnungsnot kennt man immer noch, doch in 85 Jahren, die die Siedlergemeinschaft nun besteht, habe sich gewandelt, sagt Vorsitznede Sigrid Herdemann beim Fest. Was man auch noch kennt, ist der Schlamm an den Füßen, wenn es stark geregnet hat wie kurz vor der Jubiläumsfeier am Siedlerheim. Angesichts des aufgeweichten Bodens sagte Ortsvorsteher Ralf Kehrein: „Dies ist eine Hommage an die ersten Siedler.“ Lange Jahre hätten sie über unbefestigte Wege nach Weisenau laufen müssen und hatten entweder Schuhe zum Wechseln dabei hatten oder den Schlamm an den Schuhen. So oder so seien sie als Großberger identifiziert worden. „Keiner konnte damals vorhersehen, welch tolle Entwicklung diese Siedlung nehmen würde. Fast könnte man sagen, dass sie vom Schmuddelkind zu einer begehrten Wohnlage im Grünen am Rande der Felder geworden ist“, so Kehrein weiter. Als die Siedlung 1933 bezugsfertig war, wurden die Wohnungen ausgelost.
„Früher gab es nur die Straße Am Großberg und die war von Wiesen und Feldern umgeben“, erzählte Herdemann. Auch dem neuen Nachbarn, dem Großberghang daneben, sieht man als Großbergsiedler freundlich entgegen. Die Siedler hatten sogar vor sechs Jahren den Spielplatz für die neuen Bewohner mit der Stadt renoviert. Die Vorsitzende erzählt weiter: „Dann haben wir den Zaun abgerissen und gesagt: Wir gehören zusammen.“ Auch beim freitäglichen Dämmerschoppen am Siedlerheim während der Sommermonate. Herdemann weiß: „Zum Teil verabreden sie sich schon im Kindergarten zum Dämmerschoppen.“ Auf dem Gelände lässt sich nämlich herrlich spielen.
Das Programm zum Jubiläum konnte sich sehen und hören lassen. An einem Abend machten Niko und Nadine Meurer Stimmung und am zweiten die Sax only-Brassband. Pferde und Ponys vom Reiterhof Kerz warteten darauf, von Kindern bestiegen zu werden und ein Zauberer bot eine tolle Show. Die Metzgerei Köppl versorgte wieder alle mit dem Schmackhaften.