Start Kultur Humor zum Wein. Lesung mit Bachmann und Persdorf im Zehnerhof

Humor zum Wein. Lesung mit Bachmann und Persdorf im Zehnerhof

Hechtsheim – Es war eine Premiere, die unheimlich gut ankam. Die erste Lesung überhaupt, die das Hechtsheimer Weingut „Zehnerhof“ gewissermaßen ins Programm genommen hat, hat für einen ausverkauften „Lesesaal“ im Weinhof gesorgt. Zugegeben, die beiden Akteure, Hildegard Bachmann und Thomas Persdorf, benötigen per se nicht viel Werbung, um Hörer zu locken. Was ganz speziell für die Grande Dame des rheinhessischen Humors und die Botschafterin des meenzerischen Dialekts gilt.

Heiteres zum Wein“ lautet die Botschaft des Abends. Das Rezept, wonach Bücher und Wein miteinander sehr angenehm koexistieren, geht auf. Bachmann und Persdorf greifen zu ihren bisherigen Werken. Die sind freilich unterschiedlich, die ausgewählten Stellen aber gespickt mit Humor. Der ehemalige Mainzer Tierarzt, der in Leipzig geboren als 18-Jähriger in den Westen flieht, hat 2007 mit der Erzählung „Der Orpheusspötter“ debütiert. Die Passage daraus, in der Elvira-Sibylle mit ihrer Mutter – der Liebhaberin ihrer sieben Katzen – am Telefon spricht, sorgen für Lacher. Später liest er aus Roman „Caroline und der 53 Gast“, einem Buch, in dem Schiller, Goethe und andere Zeitgenossen der Weimarer Klassik und gleichzeitig die DDR vorkommen. Die jeweiligen Auftritte eröffnet Musik. Zwar vom Band, aber dennoch geeignet, um die angenehme Stimmung im Raum zu verstärken. Gespielt von Cornelius Persdorf.

Sein größtes Werk bringt der Autor auch mit. Beim gelesenen Fragment handelt sich um den ersten Teil einer Trilogie, deren erster Band bereits erschienen ist. Wobei die anderen zwei zwar noch nicht gedruckt, aber durchaus fertig seien, verkündet der Autor.

Eine Premiere präsentiert auch Hildegard Bachmann im „Zehnerhof“. „Es ist das erste Buch, das ich in Hochdeutsch geschrieben habe.“ Es seien die Erinnerungen an die Zeit, die sie gemeinsam mit ihrer mittlerweile verstorbenen Schwester erlebt habe, die „ich schmerzlich vermisse“, so Bachmann. Trotz des traurigen Hintergrundes, pendeln die Auszüge – wie der Leser es von Bachmann gewohnt ist – heiter bis witzig.

So die Erinnerungen an die Reisen in den fernen Osten zurzeit, die die Schwester in Hongkong verbracht hat. Verfasst unter anderem als Besuch im chinesischen Schwimmbad. Zum Glück, denn der Weltliteratur würde ansonsten etwas fehlen. Die Riesenrutsche wollte sich Bachmann nicht entgehen lassen, liest sie. Sie rutscht „ein Meter, zwei Meter, drei Meter, noch war alles im Normbereich.“ Das Publikum lacht und ahnt schon Lustiges. „Voller Entsetzen merkte ich, das ich immer schneller wurde.“ Und dann kommt’s: „Ich schoss wie eine Kanonenkugel, rutschte wie vom Katapult geschossen die Wasserrutsche hinunter.“ Als sie unten angekommen sei, „und mit einem lauten Knall ins Becken fiel, flohen die kleinen ,Chineschen’ sehr schnell aus dem Pool“. Herrlich.

Ebenso witzig die Geschichten aus ihren früheren Werken: Die Story von der „Koloskopie“. „Nicht lachen, das ist eine ernste Sache” (Bachmann). Oder die Geschichte vom Alfredchen. Bachmann bleibt eine Meisterin der Erzählkunst in Mundart.

Die erste Lesung und gleich ein Erfolg. Geplant sei eine Fortsetzung zwar nicht, wie das Weingut auf Nachfrage mitteilte. Aber wer weiß. Nach einer Wiederholung ruft die erste Begegnung von Autor und Publikum bei Wein irgendwie schon.

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Ich schreibe und fotografiere seit 2013 für Journal LOKAL - die lokale Zeitung. Die Begeisterung für die Lokalmedien entdeckte ich während des Studiums der katholischen Theologie und habe seit 2007 für Lokalzeitungen, öffentliche Einrichtungen und Online-Medien gearbeitet. Mich fasziniert der wunderbare Alltag. Unterwegs bin ich für Themen in Rheinhessen rund um Mainz.