Mombach – Adam nackt vor Eva, Petrus neugierig auf Jesus, der Brudermörder Kain, der die Vergebung empfängt, schließlich König David, den die Begierde nach der wunderschönen Bathseba verzehrt und der ihren Gatten in den sicheren Tod schickt, um sie zu ehelichen. Die Geschichten sind nicht neu. Doch Hollywood könnte sie wohl kaum besser schreiben. „Kino im Kopf“: Der Erzählabend in der evangelischen Friedenskirche in Mombach hat den Schluss zumindest nahegelegt.
Sieben Geschichten sieben Mal neu erzählt. Der Mombacher evangelische Pfarrer, Jens Georg, hat für den Abend drei Erzählkollegen – allesamt Pfarrer wahlweise Pfarrerinnen – eingeladen.
Frank Briesemeister aus Darmstadt, Anke Spory aus Bad Homburg und Yvonne Bianco Wißmann aus Reinheim sind freilich nicht ohne einen Grund nach Mombach gekommen. „Wir haben vor Kurzem eine Erzählausbildung absolviert“, verrät Georg den Besuchern der gut besuchten Veranstaltung.
„Wir spielen mit Worten“, erläutert er weiter. Als Geistlicher einer Kirche, die auf das Wort und die Verkündigung großen Wert legt, sowieso. Doch bei den Workshops und unter den Fittichen der Schauspielerin und Regisseurin, Maria von Bismarck, und der Erzählerin Gudrun Rathke „haben wir uns weiter entwickelt.“
Mutig präsentierten die Pfarrer die Ergebnisse ihrer Studien. Die spannende Frage: Wie erzählt man Geschichten nicht Kindern, sondern Erwachsenen? Denn die sitzen im Kirchenraum.
Nacheinander erweckten die Erzähler die bekannten biblischen Gestalten zum Leben. Das „Kino im Kopf“ in Farbe, die jeder Zuhörer nach eigenem Gutdünken beifügen konnte, wechselt die Perspektiven, setzt unerwartete Wendungen und unbekannte Motive ein. Gestik, Schreie, Theater-Monologe: unterschiedliche Ausdrucksmittel kommen zum Einsatz. Doch bleibt die bekannte Überlieferung erkennbar. „Wir werden frieren“, meinen Adam und Eva, als Gott sie aus dem Paradies fortschickt. „Da machte Gott ihnen Kleider“, erzählt Yvonne Blanco Wißmann. Die Wirkung der Erzählungen verstärkt in den Pausen die musikalische Darbietung des Duos „ChordAer“.
„Mensch, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt! Ich heiße Petrus, Simon Petrus.“ Frank Briesemeister schlüpft in die Rolle des Apostels Petrus. „Ich gehe auch in die Synagoge, also an großen Feiertagen“. Als „Petrus“ erzählt er in ersten Person vom Geschehen am Jordan. Zugegeben: Der Mann kann erzählen. Die Zuschauer fixieren ihn gebannt. Als „König David“ führt er später einen weiteren Monolog. „Ich weiß ich sollte es nicht tun dürfen. Ja, ich weiß es. Aber ich bin auch ein Mann!“
Spannend klingt auch die Geschichte vom dritten Bruder der Brüder Kain und Abel. Jener entdeckt das düstere Geheimnis, das die Familie seit Jahren quält. Er ist es auch, der den Brudermörder Kain findet, ihm zuhört, ihn umarmt und ihm sagt: „Ich liebe dich jetzt mehr denn je.“
Die Schuld, der tiefe Fall, aber auch Vergebung und Hoffnung säumen die Erzählstränge so wie das Leben auch. Der unterhaltsame Abend zeigt eindrucksvoll, was die Kirche seit jeher versucht: Eine Überzeugung authentisch weiterleiten.