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Interview mit dem neuen Citymanager von Mainz

MAINZ – Seit Beginn des Jahres ist Jörg Hormann der neue Citymanager von Mainz. Wir sprachen mit dem 36 Jahre alten Stadtmarketingfachmann, der über Wolfsburg, Heidelberg und Coburg nach Mainz kam, über seine Aufgabe.
Herr Hormann, wie haben Sie sich in Mainz eingelebt?
JÖRG HORMANN: Ich noch dabei, die Stadt, ihre Bewohner und ihre Akteure kennen zu lernen. Aber dank der Mainzer Mentalität fühle ich mich schon richtig wohl.

Und wie ist Ihr erster Eindruck?
JÖRG HORMANN: Mainz ist nicht gerade übersichtlich, was mit Sicherheit an den Folgen der Zerstörung während des Zweiten Weltkriegs liegt. Mainz ist aber auch eine Stadt, in der viel los ist. Mir sind sofort die vielen Brunnen positiv aufgefallen. Die Lage an einem Fluss trägt ebenfalls zur Attraktivität der Stadt bei. In der Innenstadt finden sich die bekannten Filialisten, aber auch inhabergeführte Geschäfte und sehr spezielle Geschäfte in außergewöhnlichen Lagen. Das ist eine interessante Mischung. Selbstverständlich gibt es auch in der Mainzer Innenstadt Leerstand. Doch der ist nicht besorgniserregend. Und die viel diskutierten Parkgebühren bewegen sich im Normalmaß.

Wie kam es eigentlich, dass Sie zum Citymanager von Mainz ernannt wurden?
JÖRG HORMANN: Meine Partnerin studiert seit Oktober vergangenen Jahres in Frankfurt. Ich war zu dieser Zeit noch Citymanager der Stadt Coburg, was natürlich Auswirkungen auf unsere Beziehung gehabt hat. Über einen Newsletter habe ich erfahren, dass im zu Frankfurt wesentlich näher liegenden Mainz die Stelle des Citymanagers neu zu besetzen war. Ich habe mich beworben und habe den Zuschlag bekommen.

Was waren Ihre ersten Aktivitäten?
JÖRG HORMANN: Ich habe mich erst einmal „einlesen“ müssen: Welche Netzwerke gibt es? Welche Projekte? Welche Baustellen? Dabei bin ich am Umbau der Großen Langgasse selbstverständlich nicht vorbeigekommen. Dazu habe ich bereits an ersten Besprechungen teilgenommen. Dieses Projekt wird eine große Herausforderung werden. Doch das kenne ich von meiner Zeit in Wolfsburg, wo die Fußgängerzone vor zehn Jahren eine Großbaustelle war. Damals haben wir uns gesagt: Die betroffenen Geschäfte dürfen darunter nicht leiden. Das muss auch für die Große Langgasse gelten.

Wo sehen Sie Ihre aktuellen Herausforderungen?
JÖRG HORMANN: Dazu zähle ich, dass die Akteure der Mainzer Innenstadt weiter vernetzt werden müssen. Überhaupt ist es für mich ein wichtiges Anliegen, die Digitalisierung der Geschäftswelt voranzutreiben. In dieser Angelegenheit waren wir in Coburg sehr erfolgreich. Coburg wurde schließlich als „Digitale Einkaufsstadt Bayerns“ ausgezeichnet. Ich möchte Institutionen wie die Werbegemeinschaft, den Einzelhandelsverband oder auch die IHK unterstützen. Ein Auge habe ich zudem auf große Projekte. Mainz feiert beispielsweise in diesem Jahr den 550. Todestag von Gutenberg. Eine tolle Sache ist mit Sicherheit die anstehende Disney-Ausstellung im Landesmuseum.

Wie arbeiten Sie als Citymanager mit dem Wirtschaftsdezernat zusammen?
JÖRG HORMANN: Ich arbeite nicht nur mit dem Wirtschaftsdezernat zusammen, sondern mit allen Dezernaten. Wenn es beispielsweise um den Umbau der Großen Langgasse geht, ist es das Verkehrsdezernat, und wenn es um die Disney-Ausstellung geht, mit dem Kulturdezernat. Ich bin an die Stadtverwaltung sozusagen angedockt. Wichtig ist, dass die Funktion des Citymanagers kein Ehrenamt mehr ist. Ich bin Angestellter der Mainzplus Citymarketing GmbH.

Seit Jahren herrscht die Kontroverse, wie mit den Märkten an den Stadträndern umzugehen ist, die – so eine Meinung – die Innenstadt ausbluten. Wie stehen Sie dazu?
JÖRG HORMANN: Dazu muss ich mir, was Mainz angeht, erst noch einen Überblick verschaffen. Dabei reden wir allerdings nicht über eine typisch Mainzer Angelegenheit, sondern über eine deutschlandweite Entwicklung, die Auswirkungen auf die Innenstädte hatte. Ich vertrete die Auffassung, dass die Entwicklung der Innenstadt stets Vorrang vor der Entwicklung der Außenbereiche haben sollte. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass man sich nicht immer nur fragen sollte, wo das Problem ist, sondern: Wie kann man das Problem lösen?

Aber Entwicklungen rückgängig machen, ist schwerlich möglich.
JÖRG HORMANN: Das stimmt, man muss damit leben. Aber man kann sich damit arrangieren, seine ganz eigene Nische finden. Grundsätzlich muss es gelingen, dass der Besuch der Mainzer Innenstadt zu einem Erlebnis wird. Dazu könnte man Freiburg als Beispiel aufführen, wo Besucher von einer ganz besonderen Urbanität empfangen werden.

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Seit ihrer ersten Ausgabe bin ich in verschiedenen Bereichen engagiert bei Journal LOKAL - die lokale Zeitung. Heute verantworte ich die Ausgaben "Mainz", „Mainz-Mitte“ und „Mainz-Mombach“. „Die lokale Berichterstattung ist für mich immer wieder etwas Besonderes, da man hier ganz nah an den Menschen ist“, möchte ich, Jahrgang 1964, meine Arbeit beschreiben. „Außerdem ist Mainz eine tolle Stadt mit einem tollen Umfeld.“