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Johannes Gutenberg – 550. Todestag

OB-Kolumne Januar 2018
Liebe Mainzerinnen und Mainzer,
Das Jahr 2018 steht in Startlöchern – und wird begleitet von Diskussionen um die Ausgestaltung des dringend notwendigen Erweiterungsbaus für die Zukunft des Weltmuseums der Druckkunst: „Bibelturm – ja oder nein?“ Der Stadtrat hat nun festgelegt: Ein Bürgerentscheid zum Gutenberg-Museum wird im Frühjahr 2018 die Antwort darauf geben.

Dabei darf nicht aus dem Blickfeld geraten, dass wir im Jahre 2018 den 550. Todestag des größten Sohnes unserer Stadt feiern. Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg wurde um das Jahr 1400 in Mainz auf dem Familienbesitz seiner Eltern, dem „Hof zum Gutenberg“, geboren. Verbürgt ist, dass am 3. Februar 1468 ebendort sein überaus erfinderisches, kreatives, revolutionäres Leben, endete.

Daher widmet die Stadt Mainz im 550. Jahr seines Todes dem „Man of the Millennium“ viele Veranstaltungen, um nicht nur seine bahnbrechende Erfindung – den Buchdruck mit beweglichen Lettern, der den massenhaften Zugang der Menschen zu Wissen ermöglichte – sondern auch die seither entstandenen Folgen dieser Medienrevolution zu beleuchten. Sie ragen bis in die heutige Medienwelt hinein. Der massenhafte Druck von Schriftwerken ermöglichte Bücher und Zeitungen, die heute von manchem Hipster schon als „antik und tief anachronistisch“ empfunden werden.

Wir erleben aktuell wieder große Umbrüche in Zeiten, da das Zeitungsabonnement endgültig vom Internet abgelöst zu werden droht. Stark unterschiedliche Informationswelten prallen heute aufeinander, bittere Begrifflichkeiten wie „Lügenpresse“ oder „fake news“ stehen im Zentrum der Aufregung. Heute verlieren faktische Wahrheiten oder Belege an Wert – oft entscheidet nur noch, welche Quellen man nutzt, um zu stark unterschiedlichen Sichtweisen auf das gleiche Thema zu kommen.
Ein guter Punkt, um in das 550. Todesjahr Gutenbergs mit einer Diskussionsrunde im Januar im Rathaus einzusteigen (16.1., 20 Uhr), welche die drohende Erosion des Medienvertrauens beleuchtet. Wird dies auch Auswirkungen auf die Demokratie haben?

Ein Symposium beleuchtet zudem die Auswirkungen der Bedeutung des „Buches“ in den folgenden 50 Jahren nach Gutenbergs Ableben (26.1.2018: „Leben, Werk und Nachwirkungen 1468-2018“). Die Mainzer Bibliotheken bieten zugleich Werke über das Wirken und die Person Gutenbergs an – eine lohnende Lektüre.
Die Akademie der Wissenschaften wird am 1. März zugleich einen Blick auf das „revolutionäre Element“ seiner Erfindung werfen – wie wirkten sich die Möglichkeiten zum Druck von Flugblättern und weiteren vielfach gedruckten Texte auf die „öffentliche Meinung“ aus – und welche Rolle spielte die Zensur?
Man sieht: Gutenberg hat im damaligen Kosmos große Veränderungen angeschoben mit unglaublichen Auswirkungen bis in die heutige Zeit hinein. Daher wird es auch intensivierte Führungen im Gutenberg-Museum geben – jenem Ort, an dem wir die Erfindung, den Buchdruck in allen technischen Facetten als auch die Gesamtidee lebendig halten und in die Zukunft fortschreiben. Bestimmt wird das Museum im neuen Jahr wieder einen neuen Besucherrekord erreichen. Bereits jetzt kommen weit über 120.000 Menschen jährlich. Eine Zahl, welche die Notwendigkeit des Ausbaus deutlich unterstreicht.
Das Museum wird im 550. Jahr des Todes natürlich über das alltägliche regelmäßige Wirken – und parallel zum Gutenberg Marathon oder der Johannisnacht zu Ehren Gutenbergs – viele weitere Angebote unterbreiten. Höhepunkt dieser Reihe wird die Festveranstaltung „Gutenberg 1468-2018“ der Gutenberg-Gesellschaft sein – mit der Festschrift und der Vergabe des Gutenbergpreises 2018.

Das Jubiläum 500 Jahre Reformation ging gerade zu Ende und oftmals wurde unterstrichen: Die Reformation als auch der evangelische Glaube hätte sich ohne Gutenbergs Erfindung kaum in dieser Dimension verbreiten können.
Johannes Gutenberg, der Patrizier, wirkt mit seiner Erfindung noch weit stärker in die heutige Zeit hinein, als dies vielen bewusst ist. Die Erinnerung an sein Jahrtausendwerk wollen wir wachhalten: Mit dem Verweis auf jene Schritte zur Verbreitung von Wissen, neuen Gedankenwelten, dem Schritt der Menschen hin zu besserer Bildung und dem Sprung hin zu einer Medienrevolution, die uns letztlich die Möglichkeit gab, zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern zu werden.
Das System der Lettern war daher keine schlichte handwerkliche Leistung: Sie mag letztlich nach vielen Wirren und Geburtswehen auch kaufmännisch „ein großer Wurf“ gewesen sein. Doch dahinter verbarg sich viel mehr. Gutenberg war mit der Ermöglichung des Buchdrucks in hoher Zahl auch der Wegbereiter zur Wiege demokratischer Möglichkeiten und Gedanken.
Johannes Gensfleisch hat Weltbewegendes erschaffen – unbesehen der Frage, ob er sich als damaliger Urheber dieser Auswirkungen auch nur annähernd bewusst war. Er wurde zu Recht zum „Man of the Millennium“ gewählt. Wir wollen dieses Erbe weiter bewahren.

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