BRETZENHEIM – Martina Hammel stammt aus Lauffen am Neckar und ist eigentlich promovierte Informatikerin. Sie lebt inzwischen in Mainz und ist seit 2004 selbstständig im Bereich Webdesign und Programmierung. Aber ihre große Leidenschaft gehört der Bildenden Kunst. Sie zeichnet, malt in Öl und Acryl, collagiert und schafft Installationen.
Einiges davon ist zurzeit in der evangelischen Philippus-Gemeinde in Bretzenheim unter dem Titel „resonanzen auf flucht und fluchtursachen“ zu sehen. In ihrer Ausstellung beleuchtet Martina Hammel in vielfältiger Weise in Wort und Bild die verschiedenen Aspekte von Flucht und Fluchtursachen.
„Ich bin von jeher ein politisch aktiver Mensch und setze mich schon seit über 20 Jahren mit der europäischen Migrationspolitik auseinander. Denn nicht nur Kriege und Terror sind schreckliche Gründe, warum Menschen ihre Heimat verlassen müssen, sondern auch die Auswirkungen von Konsum, Handel und europäischer Subventionspolitik auf die Lebensbedingungen etwa in afrikanischen Staaten gehören dazu“, erklärt die Künstlerin. In ihrer Sammlung „Konsumsplitter“ etwa, das sind 30 kleine Papierarbeiten auf alten recycelten Briefumschlägen, greift sie dabei einzelne Gesichtspunkte heraus. Der gebündelte Strauß roter Rosen wird dabei zum Synonym für den Wassermangel in Kenia und die Verschmutzung durch Pestizide, weil über zwei Drittel der jährlich in Deutschland verkauften Rosen von dort stammen.
In ihrer Ausstellung zeigt die Künstlerin aber auch großformatige, abstrakte Werke, wie das erst kürzlich entstandene Bild „wessen frieden wo“ oder eindrucksvolle Acrylarbeiten mit aussagekräftigen Titeln wie „das meer ein grab“ oder „und wenn sie nicht geflohen sind, dann sterben sie noch heute“, beide aus dem Jahr 2016. „Für mich ist die Kunst ein besonderes Ausdrucksmittel, eine Form der Verarbeitung auch von Wut und Frust über manche politische Debatte“, beschreibt Hammel ihre Intention, das was sie antreibt und motiviert.
Dass die Ausstellung von Martina Hammel in den Räumen der evangelischen Philippus-Gemeinde in der Hans-Böckler-Straße 3 zu sehen ist, das ist kein Zufall, denn auch dort beschäftigt man sich intensiv mit dem Thema Flucht. „Unsere Gemeinde ist seit einigen Jahren sehr aktiv in der Flüchtlingshilfe tätig“, informiert Pfarrer Sascha Heiligenthal. Das Engagement reicht dabei von Patenschaften über Sprachkurse bis hin zur Durchführung von Kirchenasyl im größten Notfall. „Wir freuen uns sehr, dass Martina Hammel ihre Werke bei uns zeigt. Sie öffnet damit neue Horizonte, regt zum Nachdenken und zur Diskussion an“, bedankt sich Heiligenthal bei der Künstlerin.