Drais – In der Tradition des Draiser Landfrauen Theaters verriet Regisseurin Renate Solbach Bruchstücke des Schwanks „Chaos trifft Harmonie“ vorab, den das Publikum in den nächsten Minuten erwarten konnte, auch gab es erklärende Worte zu den Räumlichkeiten auf der Bühne. Dies wurde von ihr mit ein wenig trockenem Humor gewürzt, das Zwerchfell konnte schon mal dabei in leichte Schwingungen geraten. Dafür gab es einen ersten Szenenapplaus vom Publikum. Die Montag Theater Gruppe (MonTheGru) spielte im ausverkauften Kardinal-Volk-Haus zur Premiere.
Mit dem sehenswerten Theaterstück über einen alltäglichen Kleinkrieg und das Chaos unter vier Geschwistern und Außenstehenden sowie handfesten Missverständnissen in einer beengten Gemeinschaftswohnung, begeisterte die Laienspielgruppe der Draiser Landfrauen ihr Publikum. Auf der Bühne wird der Computerfreak Willi (Norbert Solbach) munter, er liebt es in Rechnersysteme jeglicher Art einzudringen, und diese auszuspionieren, und steht dabei immer mit einem Bein im Gefängnis, wäre da nicht Freund Gerd (Franz-Josef Spengler) vom Verfassungsschutz, der ihn im Auge hat.
Willi ist gesegnet mit seinem Bruder Hubbi (Frank Erbes), dieser ist nicht gerade der Hellste, mit seinen Sprachschwierigkeiten und seltsamen Erfindungen ist es im Haushalt nie langweilig. Bruder Willi sollte als Transporteur eine „Leiche“ namens Albert (Timon Kuhl), Enkel von Ehepaar Solbach, in das Nachbarland Polen heimlich überführen. Schon den ersten Rückschlag erhielt er, da der Transporter mit einer Panne still lag und er die „Leiche“ im gemeinschaftlichen Zuhause ausgerechnet auf dem Promenadensofa zwischenlagern musste. Dies warf vielerlei Fragen auf und spaßige Verwicklungen entstanden. Doch als Zuschauer konnte man sich köstlich über die Akteure amüsieren.
Der dritte Bruder (Thorsten Spengler) war der einzige Korrekte, der der seine Steuererklärung pünktlich abgeben wollte. Er, der eigentliche Wohnungseigentümer, bandelte am Ende des Stücks mit der allergiegeplagten und ordnungsliebenden (Beatrix Cesla) an. Fehlte nur noch Hermine (Marion Huber), das einzige weibliche Wesen unter den Geschwistern. Sie hatte sich schon seit Jahren mit einer Aura umgeben und roch daher sehr. Sie war auf der Suche nach der Erleuchtung und steckte mit ihrem Treiben die stotternde Gundula (Silja Drach) und Nachbarin Gertrud (Marion Heupel) an, gemeinsam wurden die Geister gerufen.
Nicht nur die Geschwister agierten, auch die mannstolle Steuerfachfrau Traudel (Uta Hertes) ließ ihrer Begier an Gerd (Franz-Josef Spengler) den Lauf, der dies gern mit sich geschehen ließ.
Die „Leiche“ war am Ende doch quicklebendig, da Albert von Hubbis Erfindungsdrang genervt war und Angst um seine Füße hatte. Gerd hatte ihn im dritten Akt entlarvt, er war der meistgesuchte Spion des Landes und nun konnte er sich nicht mehr absetzen nach Polen. Harmonisch bildeten sich gegen Ende hin gleichgesinnte Pärchen. Die Souffleure Christel Domschky und Vera Semmler-Volz erkannten gekonnt Kunstpausen oder Texthänger. Das monatelange Proben unter der Regie von Renate Solbach hatte sich gelohnt, die Schauspieler setzten mit viel Witz und Ironie das Chaos auf die Bühne.