Start Hessen Mainwiesen: Weniger Mähen, mehr Pflanzenvielfalt

Mainwiesen: Weniger Mähen, mehr Pflanzenvielfalt

(v.l.n.r.): Harald Lehmann (Leiter der Unteren Naturschutzbehörde), Nils Kraft (Baudezernent der Stadt Rüsselsheim am Main) und Hans-Joachim Sander (Naturschutzbeirat) Foto: Stadt Rüsselsheim am Main

Rüsselsheim. Die Wiesen im Mainvorland in Rüsselsheim sind ein beliebter Ort für Radfahrer, Spaziergänger und Erholungssuchende, denn so nah am Fluss kann man auch ganz zentrumnah die Natur erleben. Inmitten dieser ausgedehnten Wiesenflächen (rund 15 Hektar) liegt das Mainbiotop nahe der Opelbrücke. Es wurde im Sommer 2009 als natur- und wasserschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahme für den Bau einer Pipeline und für den Uferweg angelegt. Hier wächst eine Vielfalt an Pflanzenarten und es tummeln sich zahlreiche Tiere. Diese Artenvielfalt will die Stadt Rüsselsheim am Main jetzt noch weiter fördern. Von dem Biotop bis zur Raunheimer Grenze entlang des Mains soll zukünftig eine 12.000 Quadratmeter große Fläche für eine sogenannte extensive Pflege vorgesehen werden. Anders als bei anderen Grünflächen würden diese Flächen nur noch einmal im Jahr gemäht werden. Weil die Blüten der Pflanzen dann weniger stark beschnitten werden, können diese besser aussamen und ziehen so auch Tiere wie Insekten und Vögel an, die wiederum neue Pflanzensamen in das Gebiet tragen sollen. Dies ist zumindest die Hoffnung von Stadtrat Nils Kraft, Harald Lehmann von der Unteren Naturschutzbehörde und Hans-Joachim Sander vom Naturschutzbeirat. „ In der Metropolregion Frankfurt-Rhein-Main ist es wichtig, ein Stück Natur zu erhalten und zu schützen. Nur so können die Rüsselsheimerinnen und Rüsselsheimer ihre Umwelt mit offenen Augen wahrnehmen und die natürlichen Schätze vor der eigenen Haustür entdecken“, sagte Kraft bei einem Ortstermin. Harald Lehmann, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde im Fachbereich Umwelt und Planung der Stadt Rüsselsheim am Main, führt aus: „Das Mainvorland wurde in der Vergangenheit teilweise aufgeschüttet und ist so vom Menschen überformt worden. In diesen jungen Böden ist das Pflanzenartenpotenzial geringer als in den vergleichbaren natürlichen Auenbereichen des Mains. Deshalb hat man 2009 bei der Anlage des Feuchtbiotops durch gezielte Einsaaten heimischer Kräuter die Artenvielfalt wieder gefördert.“ In der Glatthaferwiese sind mittlerweile wieder wilde Möhre, gemeine Wegwarte, wilde Klette, Labkraut, Disteln, Wiesenstorchenschnabel und andere typische Pflanzen zu finden. „Zudem haben sich rund um das Feuchtbiotop Erlen selbst ausgesät“, wie Sander erklärt. Ebenso haben sich Frösche, Reiher, Libellen und Wasserläufer am Wasser  niedergelassen. Kleine Moderlieschen und Muscheln wurden in den Teich eingesetzt. Gezielte Pflegemaßnahmen rund um das Biotop seien jedoch weiterhin notwendig, damit die Flächen und der Tümpel nicht mit Bäumen, Schilf und Büschen zuwachsen. Für die angrenzenden Wiesen erhofft man sich so bald eine bunte Blütenpracht mit heimischen Pflanzen. Zusätzlich soll auch auf einer Fläche von 3.000 Quadratmetern zwischen Opelsteg bis zur ersten Treppe im Damm ebenfalls Kräutersamen ausgebracht werden und die Wiese möglichst wenig geschnitten werden, um die Biodiversität auch hier zu fördern. Der überwiegende Teil  der Mainwiesen, wie beispielsweise die zentrale Wiesenfläche vor dem Stadtpark, wird jedoch weiterhin mehrmals im Jahr gemäht und steht der Bevölkerung wie bisher zur Erholung zur Verfügung. Die Extensivierung auf zehn Prozent der Wiesen ist zunächst auf eine Testphase im Jahr 2018 beschränkt. Bei einer positiven Entwicklung soll die extensive Pflege weitergeführt und gegebenenfalls ausgeweitet werden. Zur Information für die Bürgerinnen und Bürger plant die Stadt Schilder aufzustellen, die auf die Kampagne „Wildes Hessen“ hinweisen, in dessen Rahmen die Maßnahme durchgeführt wird.

Asswin Zabel

Stadt Rüsselsheim am Main