MAINZ – 900 Ehrengäste im Dom, viele Tausend Bürger davor: Es war ein würdig-freudiger Rahmen eines großen Ereignisses. Am Sonntag wurde Peter Kohlgraf im Rahmen eines knapp zweieinhalbstündigen Gottesdienstes mit anschließendem Bürgerfest zum neuen Mainzer Bischof geweiht. Er tritt damit die Nachfolge von Kardinal Karl Lehmann an, der nach einer Amtszeit von mehr als 30 Jahren bereits vor 15 Monaten in den Ruhestand getreten ist.
Bereits eine gute Stunde vor Beginn des Weihegottesdienstes waren die zahlreichen Bänke auf dem Liebfrauenplatz und auf dem Domplatz besetzt. Viele Gläubige waren früh gekommen, um sich vor einer der beiden Großleinwände einen Platz mit bester Aussicht zu sichern. Denn Zugang zum Dom beziehungsweise zum Weihegottesdienst hatten an diesem Sonntagmittag ausschließlich 900 geladene Gäste, darunter die regionalen Spitzen aus Politik und Wirtschaft.
Den Zuschauern vor dem Dom war es gestattet, den einen oder anderen Prominenten mit einem kurzen Blick zu erhaschen. Unzählige Smartphones wurden gezückt, als der künftige Bischof in Begleitung zahlreicher Bischöfe und Messdiener über den Liebfrauenplatz rückseitig in den Dom einzog und dabei den ersten Applaus erhielt. Auch die Begrüßung des früheren Bischofs Lehmann quittierten die vor dem Dom zuschauenden Gläubigen mit Applaus. In seiner Predigt forderte Lehmann die Gläubigen auf, ihren neuen Bischof froh und dankbar in ihren Herzen aufzunehmen.
Der 50 Jahre alte Peter Kohlgraf ist jetzt Oberhaupt von mehr als 740 000 Katholiken und der derzeit jüngste Bischof Deutschlands. Am 18. April war er von Papst Franziskus ernannt worden. Peter Kohlgraf ist nach offizieller Zählung des Bistums der 103. Mainzer Bischof. Er bekräftigte unter anderem, dass Gläubige sich auch in politische Debatten und Diskussionen einmischen sollten.
Bereits im Vorfeld hatte langjährige Theologieprofessor der Katholischen Hochschule in Mainz die Baustellen benannt, die ihn als neuer Bischof erwarten: beispielsweise immer noch steigende Kirchenaustritte, rückläufige Gottesdienstbesuche und der Nachwuchsmangel im Priesterberuf. Doch das war am Sonntagnachmittag noch kein Thema. Denn nach dem Weihegottesdienst schloss sich rund um den Dom ein abwechslungsreiches Programm an.