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Neulich ….

Angelika Förster

… rief ich eine Freundin an. Schon beim Klang ihrer Stimme, als sie sich meldete, hatte ich den Eindruck, dass sie etwas ungehalten zu sein schien. Nachdem ich Hallo sagte und sie ebenfalls, verschärfte sich mein Eindruck dahin gehend, dass sie etwas wütend zu sein schien. Nach zwei weiteren Sätzen war klar: Sie war kurz vorm Platzen! Ich fragte sie, was denn los sei und sie antwortete – bemüht beherrscht – dass sie gleich explodieren würde.
Ihre berufliche Tätigkeit baut auf der Vorarbeit einiger Kollegen auf, die offensichtlich nicht in der Lage sind, diese Vorarbeit so zu tun, wie sie getan werden sollte. (Dass ich nur von „Kollegen“ und nicht von Kollegen und Kolleginnen spreche, ist nicht politisch inkorrekt, es ist Absicht, weil zutreffend!).
„Weißt du“, sagte sie, „denen kann man hundert- nein, tausendmal sagen, dass das so und so geht und sie machen es hundert- oder tausendundeinmal wieder falsch. Ich kann mir den Mund fusselig reden, das kommt einfach nicht an!“
Spontan fiel mir ein Satz meines Vaters ein, der da lautete: „Wenn mer Euch was sagt, des is, wie wenn mer em Ochs ins Horn petzt!“ Damit wollte er zum Ausdruck bringen, dass ich – obwohl ich ein folgsames und angepasstes Kind war – nicht machen würde, was er will oder nicht zuhören würde, was er sagt. Und es war auch eine Angewohnheit meines Vaters, dass er – wenn er mich oder meine Mutter angesprochen hat, um Kritik anzubringen in jedweder Form – grundsätzlich Sätze mit Euch/Ihr bildete. „Es ist immer das Gleiche mit Euch!“ „Ihr könnt einfach nie….!“
Wenn ich mutig war, habe ich geantwortet: „Du musst mich nicht in der 3. Person ansprechen!“ Das kam aber gar nicht an bei ihm, weil ihm gar nicht bewusst war, dass er das getan hat. Da er das nicht machte, wenn er mit meinem Bruder redete, könnte man jetzt daraus ableiten, dass sein Glaubenssatz war: Frauen sind eh alle gleich, da kann man gleich alle ansprechen, wenn man mit einer spricht!
Interessanterweise begegnet mir das bis heute immer wieder, dass Männer (ja, ich kenne es nur von Männern) in Streit- oder Kritikgesprächen EINE weibliche Person mit Euch oder Ihr ansprechen. Aber ich korrigiere das heute nicht mehr, frau lernt ja dazu, vor allem was den Umgang mit Männern angeht. Da fällt mir ein schönes Zitat ein (Verfasser mir unbekannt): Wenn ein Mann sagt, er macht das, dann macht er das! Dann muss frau ihn nicht alle sechs Monate daran erinnern!!

Ihre Angelika