Olympiade für Jedermann in Mombach

Mombach – „Ich bin der Beste“, „Ich bin der Sieger“, „Ich habe gewonnen“, rufen die Kinder einander zu. Das Stimmengewirr auf der Bezirkssportanlage in Mombach ist groß: wie die Aufregung der Kinder. Die Siegerehrung steht bevor. Auf der Wiese oberhalb des Spielfeldes steht schon das Siegertreppchen bereit. Fast wie bei einer echten Olympiade. Nur dass es sich bei der Veranstaltung des Mombacher Turnvereins (MTV) um eine kleinere Ausgabe des Sportwettbewerbs handelt. „Olympiade für Jedermann“ heißt sie und ist an sich eine vereinsinterne Veranstaltung, bei der Vereinsmitglieder unter anderem ein Sportabzeichen erwerben können. Das Besondere an diesem Samstag ist die Teilnahme von etwa 20 Kindern mit Migrations- und Flüchtlingshintergrund.

Sie haben sich je nach Altersklassen bei Disziplinen wie Lauf, Weitsprung, Schlagball oder wahlweise Kugelstoßen miteinander gemessen. Renate Novak, die das leichtathletische Angebot beim MTV betreut, erzählt: „Wir sind sehr zufrieden“. Für den potenziellen Nachwuchs sei der Tag eine Möglichkeit, sich auszuprobieren. Zumal, wie Novak einfügt, es nicht klar sei, ob die Kinder – speziell die Mädchen – in ihrer Heimat überhaupt aktiv Sport getrieben haben. „Ich frage sie nicht danach.“ Stattdessen hilft sie, den Blick nach vorne zu richten. Die Stimmung deutet an, dass dies gelungen ist. Drei Kindern aus der Unterkunft für Flüchtlinge in der Zwerchallee hat der Wettbewerb so gefallen, dass sie dem Verein beitreten wollen: Tariq, der gerade mal sechs Jahre alt ist, Wesul (6) und Mustafa (6). Sie haben ansehnliche Leistungen erbracht, wofür sie – auf dem Siegertreppchen stehend – Medaillen, Urkunden und Präsente entgegennehmen.

Unterstützung fand der MTV bei Fatma Polat, der Vorsitzenden vom „Arc-en-ciel Sport und Kulturverein“ aus Mainz. Der Verein setzt sich für die sportliche und kulturelle Teilhabe von Zielgruppen mit erschwerten Zugangsbedingungen ein und fördert Freundschaften, erläutert Polat. „Mit dem MTV kooperieren wir schon seit zwei Jahren. Wir schauen nach den Interessen der Kinder und versuchen, sie für Vereine zu begeistern.“

Da der MTV praktisch vor der Haustür liege, habe sich die Zusammenarbeit wie von selbst angeboten, erinnert sich Polat an den Erstkontakt mit Birgitt Nebrich vom MTV. Konkret – so wie diesmal – begleiten Polats Mitarbeiter die Kinder zu Veranstaltungen und bringen sie wieder nach Hause. In Absprachen mit der Stiftung Juvente, dem Träger der Unterkunft in der Zwerchallee. „Die Transportwege zum Training sind für die Eltern oft eine große Hürde. Wir helfen, dass sie nicht zum Hindernis werden.“

Nicht alle Kids haben ihr Sportabzeichen erworben. „In der Kürze der Zeit konnten wir das nicht machen“ Nicht jeder ist gleich bei einhundert Prozent. Für die sportliche Leistung muss bekanntermaßen trainiert werden. „Wir werden das aber bei den regulären Trainingszeiten – jeweils dienstags – nachholen.“ Tariq, Mustafa und Wesel freuen sich schon darauf.