Gonsenheim – Bekannt in Gonsenheim und weit darüber hinaus hat Philipp Becker im Ort die Fastnacht und die Politik geprägt. Im Alter von 99 Jahren verstarb das Gonsenheimer Urgestein überraschend nach kurzer Krankheit. Über 70 Jahre lang bekleidete Philipp Becker viele Ehrenämter. Das letzte dieser Art, den Vorsitz des örtlichen Vereinsrings, legte er nach 50 Jahren vor elf Jahren in jüngere Hände. Im Januar wäre der frühere Ortsvorsteher und Vorsitzende des städtischen Personalrats 100 Jahre alt geworden.
Beckers Herz schlug von Jugend an für das Vereinsleben. Mit 18 Jahren leitete er bei der Turngesellschaft die Jugendabteilung, richtete 1946 den ersten Stadtlauf aus, gründete den städtischen Sportausschuss und den Leichtathletikverband mit. Seine geliebte Fassenacht sah ihn schon mit zehn Jahren als Kadett bei der Garde der „Eiskalten“. In der über 60-jährigen Aktivenzeit glänzte Becker in ungezählten Rollen, war von 1947 bis 1993 Vorsitzender und Sitzungspräsident und übernahm Ämter in Fastnachtsorganisationen.
Der heutige Sitzungspräsident der Eiskalten Brüder, Andreas Schmitt, sagt: „Philipp Becker ist der, der die Mainzer Abende schon direkt nach dem Krieg ins Leben gerufen hat und quasi zu Beginn der Bundesrepublik Deutschland das Brauchtum auf dauerhafte Füße stellte.“ Philipp Becker war es auch, der Andreas Schmitt zu den Eiskalten holte. „Alles, was ich in der Fastnacht erreicht habe, habe ich ihm zu verdanken“, so Schmitt. Für Vereinsringsvorsitzenden Joachim Mayer ist Becker noch heute leuchtendes Vorbild im Amt und auch Ortvorsteherin Sabine Flegel bedauert aufrichtig den Heimgang des Weggefährten. „Wir haben uns immer gut verstanden.“
Was die EBG betrifft, so war Philipp Becker auch der Initiator der legendären Sitzung „Alt Gunsenum“, bis heute das Aushängeschild des Vereins. Da machte er sich seinen aus der Kindheit stammenden Beinamen „Spinat“ zunutze und trat auch als solcher auf. „Der kleine Spinat“ nannten ihn die Leute, als er als Kind seiner Mutter auf dem Mainzer Wochenmarkt half, den heimisch angebauten Spinat zu veräußern.
Die Interessengemeinschaft Mittelrheinischer Karneval führte er lange an und war Vizepräsident im Bund Deutscher Karneval. 1982 gründete er die Närrische Europäische Gemeinschaft (NEG) der Narren und wurde ihr Präsident.
Neben Bundesverdienstkreuz, dem Landesverdienstorden, dem städtischen Ehrenring und hohen Auszeichnungen für Verdienste um Sport und Kultur, haben auch die Verbände aller Art ihrem Mit- und Voranstreiter viele „ordentliche Ehren“ zuteilwerden lassen.