Drais – was tun, wenn die Kommune pleite ist? Vielleicht das denkmalgeschützte Rathaus verkaufen. Dieser Ansicht ist Unternehmensberater Robert Dalles (Norbert Solbach). Und nein, das Theaterstück der Theatergruppe MonTheGru der Draiser Landfrauen spielt nicht in Mainz. Der Ort ist eher kleiner, so dass es den Oberbürgermeisterposten, den Bürgermeisterin Siegrid Zimmerer (Uta Hartes) anstrebt, eigentlich gar nicht gibt. Dalles soll trotzdem für den Wahlkampf Gelder freimachen.
Voll besetzt wie immer, wenn Renate Solbach Regie führt, ist das Kardinal-Volk-Haus, auch beim Stück „Im Rathaus spukt´s“, das jetzt kürzlich mehrfach zur Aufführung kam. Wegen des Ausfalles einer der Schauspielerinnen musste Renate Solbach diesmal doch selbst auch auf die Bühne und füllte ihre Rolle der Putzfrau Charlotte Lappen mit Bravour.

Statt des Rathauses soll ein Supermarkt auf dem Grundstück erstehen, was die klammen Kassen füllen soll. Doch damit ist nicht jeder einverstanden, vor allem nicht die verstorbene Vorgängerin Walburga Berg (Silja Drach) des Beamten Friedemann Müller (Frank Erbes), die jetzt als Geist erscheint. Nur Friedemann kann sie vorerst sehen und wird zum „Medium“, um die Botschaften jener übertragen zu können.
Derweil ist in der Ratsstube einiges los, ein Klient nach dem andren betritt das Zimmer, das sich Friedemann mit Kollegin Brigitte Weiß (Tamara Ferdinand) teilt. Die Wahrsagerin Emma Glück (Marion Haupel) versetzt sich dauernd in Trance, und die beiden Kontrahenten, die Nachbarn Frieda Hessler (Marion Huber) und Willi Knopf (Franz-Josef Spengler) lassen es in ihren Auseinandersetzungen nicht nur gerichtlich krachen, man hört sie sich auch prügeln im Off.
Mal ist es der Bürobote (Timon Kuhl), mal die Bürgermeisterin selbst, die den Beamtenschlaf stört. Die „Raute der macht“, von der Kanzlerin abgeschaut, hat sie schon gut und ständig drauf. Als dann noch die Schweizerin Lisa Basel ((Beatrix Cesla), die mit ihrem Wohnwagen den Rathaushof besetzt hält und ihn mitsamt dem Rathaus als weiteren Schweizer Kanton annektieren will, wird´s unübersichtlich und surreal.
Viel interessanter als die Handlung selbst sind aber die Kleinigkeiten in der Darstellung, die sicherlich Renate Solbach und ihrer Regieassistentin Christina Dietz, aber natürlich auch den Darstellern zu danken sind. Die Schauspieler bewegen sich locker auf der Bühne, zeigen immer in der Mimik und Gestik ihre Gefühle, auch wenn sie gerade nicht das Wort haben. So vermittelt sich Authentizität.
Am Ende löst sich alles in Wohlgefallen auf, die Bürgermeisterin geht zur Erleichterung aller nach Berlin und damit ist das Rathaus gerettet. Friedemann kandidiert für den Bürgermeisterposten. Und auch der Geist ist besänftigt und will fortan als guter Geist im Rathaus bleiben.