Lerchenberg/Bretzenheim – Es wird sehr schnell dunkel, vor dem Lerchenberger Bürgerhaus stehen Tobias Müller, 1. Brandmeister der Freiwilligen Feuerwehr Bretzenheim, Finanzdezernent Günter Beck und Felix Wälder von der Bürgerhaus GmbH und warten auf das Eintreffen der Feuerwehr. Bis sie aus Bretzenheim angebraust kommt, ist es bereits dunkel. Angenommen wird ein Brand im ASB-Vitalzentrum. Beck sagt: „Wir bieten bereits seit mehreren Monaten den Feuerwehren die Bürgerhäuser auf dem Lerchenberg, in Hechtsheim und in Finthen zu Übungszwecken an.“ Zumal man jetzt etwas „rabiater“ vorgehen dürfe – unter wirklich realistischen Bedingungen. Die Berufsfeuerwehr habe dies schon 15 Mal in Anspruch genommen.
Jetzt aber sind die Bretzenheimer da, Tobias Müller hat das Ganze organisiert. „Was die Kameraden dann machen, müssen sie selbst entscheiden.“ Die Bürgerhäuser werden abgerissen, in Hechtsheim und Finthen komplett, auf dem Lerchenberg in Teilen. Ein Teil davon ist das Vitalzentrum und deswegen dürfen die Feuerwehrleute jetzt auch mit Wasser üben. Das Problem: Einer der Vermissten findet sich auf dem Flachdach wieder und weigert sich vehement, sich abseilen zu lassen. Eigens ist die Absturzsicherungsgruppe dabei, die schließlich den Mann in Not quer über das Dach und dann über die Treppe, die bislang zur Ortsverwaltung führte, nach draußen begleitet.
Günter Beck hält es nicht, er will sich das auf dem Dach nicht entgehen lassen und grüßt schon bald von oben herunter, ebenfalls in dichten Rauch gehüllt. Von drinnen hört man unablässig Hilferufe – oder kommen sie vom Dach?
Zwei weitere Verletzte werden im Inneren gefunden und gerettet, während ein anderer Teil der Mannschaft das Löschen übernimmt. Zuvor haben die Bretzenheimer für Beleuchtung gesorgt, das sieht gespenstisch aus, genau wie die beiden Löschfahrzeuge und der Mannschaftswagen auf dem Bürgerhaus-Vorplatz. Sogar an Feuergeräusche und flackerndes Licht hat Tobias Müller gedacht, damit die Kameraden den Ernst der Lage spüren. „Da steigt das Adrenalin“, so Müller. Zuvor hat er von Felix Wälder Pläne des Gebäudes bekommen, anhand derer er das Szenario aufgebaut hat.
Die Mainzer Bürgerhäuser GmbH & Co. KG stand der Feuerwehr bei der steten Suche nach geeigneten Übungsobjekten seit Schließung der drei Bürgerhäuser in Finthen, Hechtsheim und Lerchenberg stets hilfreich zur Seite. Günter Beck: „Das macht Sinn – die gute Ausbildung der Berufs- und Freiwilligen Feuerwehr liegen der Stadt Mainz am Herzen.“