LERCHENBERG – Die Zukunft des Einkaufszentrums in der Hindemithstraße beschäftigt viele Lerchenberger. Das machte auch die gut besuchte Bürgerbeteiligung zur Umgestaltung des Einkaufszentrums deutlich, zu der sich jetzt trotz großer Hitze rund 100 Interessierte in der Realschule plus trafen. Deutlich wurde in der rund zweieinhalbstündigen Diskussion, dass viele Lerchenberger mit dem Planungsstand unzufrieden sind. Auch drei Jahre nach Inbetriebnahme der Planungswerkstatt habe sich noch nicht viel getan, zudem seien viele Ideen aus dem Ortsbeirat oder aus dem Kreis der Gewerbetreibenden und der Anwohner nicht in die Planungen eingeflossen, so der Tenor. Quartiersmanagerin Natalia Zayarnaya, Stadtplaner Ralf Groh und Susanne Dietz vom zuständigen Planungsbüro Bierbaum und Aichele hatten viel Mühe, das Konzept zu verteidigen.
Allgemeines Lob gab es zwar für die anschauliche 3-D-Präsentation der Planung, doch inhaltlich gab es viel Kritik. Der Schwerpunkt des Konzeptes liege eindeutig auf der Schaffung von Barrierefreiheit durch die längeren, weniger steilen Rampen, sagte etwa der auf dem Lerchenberg wohnende Mainzer CDU-Fraktionschef Hannsgeorg Schönig. Alles andere sei außerhalb des Blickfeldes. So werde etwa durch die längere mittlere Rampe der lebendige Mittelpunkt des Einkaufszentrums am Eiscafé und am Dönerladen, wo stets viele Menschen im Freien sitzen, zerstört. „Wir sollten das, was im Einkaufszentrum funktioniert, bewahren und nicht mit einem Federstrich kaputt machen“, forderte Schönig unter lautstarkem Beifall des Auditoriums. Horst Zorn (SPD) schlug vor, die mittlere Rampe in den Seitenbereich zu legen, um den Mittelpunkt des Einkaufszentrums zu belassen. Er bemängelte, dass die Umgestaltung der obersten Rampe an der Post nicht im ersten Bauabschnitt enthalten ist. „Die Postrampe muss in den ersten Bauabschnitt rein“, bekräftigte Markus Kilb (CDU), der scharfe Kritik am Prozedere übte. „Drei Jahre sind ins Land gegangen, wann passiert endlich mal was?“
Bedenken gibt es auch, dass die Händler künftig nicht mehr über die Rampen anliefern dürfen. „Sagen Sie das mal dem Gemüsehändler“, schallte es zurück. Lautstark zu Wort meldeten sich auch einige Behindertenvertreter. Sie kritisierten, dass im Zuge der Öffnung des Einkaufszentrums zur Hindemithstraße die beiden Behindertenparkplätze vor der Ladenzone auf die andere Straßenseite verlagert werden sollen. Das sei den Behinderten nicht zuzumuten, so der allgemeine Tenor, dem sich auch Ortsvorsteherin Sissi Westrich (SPD) anschloss. Diese hielt sich bewusst im Hintergrund, um die Bürger zu Wort kommen zu lassen. Einige Lerchenberger bemängelten, dass an vielen Fassaden im Einkaufszentrum seit den 70er-Jahren nichts gemacht worden sei. Es sehe gammelig aus. „Die Stadt Mainz kann nicht von sich aus private Gebäude verändern“, erwiderte Stadtplaner Groh. „Wir wollen Anreize schaffen, aber wir sind auf die Privaten angewiesen.“ Vielen Bürgern ist der geplante neue Aufzug zu teuer. „Natürlich kostet das eine Menge Geld, aber es ist die Aufgabe unserer Gesellschaft, Lösungen für behinderte Menschen zu finden“, verteidigte Groh das Konzept. Die Eigentümerin der Gewerbefläche ist der Meinung, dass sich der geplante Aufzug nicht im öffentlichen Raum, sondern auf ihrer privaten Fläche befinde. Das soll nun überprüft werden. Abschließend versicherte Quartiersmanagerin Zayarnaya, dass alle Einwände protokolliert und gegebenenfalls in die Planung eingearbeitet werden.