MAINZ – Jetzt hat die Landeshauptstadt einen Helmut-Kohl-Platz. Im Dreieck zwischen Schloss, Landtag und Ministerien wurde direkt an der Großen Bleiche das Straßenschild offiziell enthüllt. Damit würdigt die Stadt den CDU-Bundeskanzler der Jahre 1982 bis 1998 und rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten der Jahre 1969 bis 1976. Sie würdigt einen großen Staatsmann.
Die politische Prominenz war zahlreich erschienen: Julia Klöckner, CDU-Landesvorsitzende und neue Bundeslandwirtschaftsministerin, der rheinland-pfälzische CDU-Fraktionsvorsitzende Christian Baldauf, Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD), die CDU-Kreisvorsitzende Sabine Flegel sowie zahlreiche Landtagsabgeordnete und Stadträte waren gekommen, aber auch etliche Bürger. Die offizielle „Einweihung“ des Helmut-Kohl-Platzes am 88. Geburtstag des im Juni 2017 verstorbenen Staatsmannes fand allerdings ohne Kohl-Witwe Maike Kohl-Richter statt, die ihr Kommen zwar angekündigt, aber den Termin kurzfristig abgesagt hatte.
Die Reden hielten OB Ebling und Ministerin Klöckner. Selbstverständlich lobte die Politikerin Helmut Kohl über die Maßen. „Helmut Kohl ist der größte Rheinland-Pfälzer, den das Land hervorgebracht hat“, sagte Klöckner. Aber auch der SPD-Politiker Ebling würdigte Helmut Kohl als herausragenden Politiker und überzeugten Europäer. Die Spenden-Afffäre, wegen der der „Kanzler der Einheit“ vor knapp 20 Jahren in die Kritik geraten war, war in diesem Moment kein Thema.
Einen Teil des großflächigen Ernst-Ludwig-Platzes nach Helmut Kohl zu benennen, war Anfang Februar ein entsprechender Beschluss des Stadtrats vorausgegangen. Vor seiner Amtszeit als Bundeskanzler und Oppositionsführer in Bonn amtierte Helmut Kohl von 1969 bis 1976 als rheinland-pfälzischer Ministerpräsident. In seine Amtzeit fällt unter anderem eine weitreichende Gebietsreform, die auch Auswirkungen auf Mainz hatte, sowie die Einführung des Amts des kommunalen Bürgerbeauftragten.
Bei den zuschauenden Bürgern gab es neben überwiegender Zustimmung auch vereinzelt kritische Stimmen. „Über die Spendenaffäre redet heute keiner mehr“, meinte Werner Richter, während eine Bürgerin an das Zerwürfnis mit dem früheren Bundesfinanzminister und heutigen Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble und den Streit mit seinen beiden Söhnen erinnerte.
Ein paar zufällig vorbeikommende Jugendliche durften raten, wer Helmut Kohl war. Immerhin lagen sie mit „irgendein Politiker“ nicht falsch.