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300 Jahre Rübenkapelle

Foto: Thomas Frey

KOSTHEIM – Die Rübenkapelle an der Ecke Steinern Straße / Oberer Sampelweg wird ausweislich der Inschrift dieses Jahr 300 Jahre alt.
Ihren Namen hat die Kapelle vom Rübenberg, an dessen Hang sie steht. Sie ist als einfaches Heiligenhäuschen ein Zeichen christlicher Volksfrömmigkeit und Besinnung. Der ca. 1,9 x 2,1 m messende Bau hat eine Firsthöhe von ca. 3 m.
Der kleine Vorraum wird durch die Vorderkante eines Altartisches und ein darüber angebrachtes Schutzgitter aus Flacheisen in zwei Teile geteilt.
Hinter dem Gitter sieht man über dem Altar ein Sandsteinrelief, das waagerecht in drei Teile unterteilt ist.
Die farbig gefasste Darstellung zeigt oben einen Muschelbaldachin.
Darunter folgt eine Szene, in der der links stehende Christus dem rechts knienden Petrus die Himmelschlüssel übergibt. Damit haben wir hier eine bildliche Darstellung der Bibelstelle Mt 16, 18-19 vor uns.
Dort heißt es:

Tu es Petrus                                         Du bist Petrus

et super hanc petram                            und über diesem Felsen

aedificabo Ecclesiam meam                   werde ich meine Kirche bauen

et portae inferi non praevalebant            und die Pforten des Totenreiches sollen

adversus eam:                                      sie nicht überwältigen

et tibi dabo claves regni caelorum          und ich werde Dir die Schlüssel des Reiches

der Himmel (über)geben

Dass Christus mindestens zwei Schlüssel übergibt ist auf dem Relief deutlich zu sehen. Damit ist die Kapelle dem Hl. Petrus, dem Namenspatron des Stifters, gewidmet.

Foto: Thomas Frey

In der unteren Darstellung stehen an den Seiten je eine Figur in einem einer römischen Tunika ähnlichen Gewand, links eine Frau, rechts ein Mann. Sie flankieren ein ovales mit Palmzweigen umrahmtes Feld, das die Stifterinschrift trägt:

diesen Bildstock hat
zu ehren aufrichten lasen
der ersame Rath Peter
Rausch burger und schmid zu
Chostheim und sein Sohn
Johanes Rausch sein
im Herrn entschlaffen
anno 1723 jar

Der Stifter Peter Rausch, Bürger von Kostheim, war Rat (also Mitglied des Gerichtes) und Schmied. Er hat dieses kleine Heiligtum zum Gedächtnis an seinen verstorbenen Sohn Johannes errichtet. Dieser war allerdings schon, wie Heimatvereinsmitglied Ulrich Schmielewski schon vor etlichen Jahren recherchiert hat, schon vor 1715 gestorben, da für dieses Jahr ein Jahresgedächtnis überliefert ist.

Die Familie Rausch war wohl schon länger in Kostheim ansässig. In Hebregistern (Steuerlisten) von 1668, die sich in Kopie im Archiv des Heimatvereines befinden, werden bereits ein Peter Rausch und ein Johannes Rausch genannt. Ob es sich hier um eine oder zwei Familien handelt und in welchem Verhältnis sie zu unseren Personen stehen, entzieht sich unsrer Kenntnis.

Nachdem das Kapellchen regelrecht über Jahrzehnte vor sich hin dämmerte, wurde zu Beginn der 1980er Jahre der Heimatverein Kostheim aktiv, das Kleinod aus dem Dornröschenschlaf wach zu küssen. Dank einer großzügigen Spende konnte der Verein die Renovierung in Angriff nehmen, die im Juni 1982 mit einer feierlichen Einweihung abgeschlossen wurde.

In der Folgezeit wurde vom Heimatverein und Kostheimer Landwirten der alte Brauch zum Erntedank einen Ährenstrauß am Rübenkapellchen nieder zu legen, wiederbelebt.

Um die Instandhaltung kümmert sich weiter der Heimatverein.

Nach einer Schändung 2010 (die Zeitung berichtete), bei der das Kruzifix auf der Rückseite gestohlen wurde, wurde die Kapelle 2015 zuletzt umfassend renoviert.

Thomas Frey M. A.