LAUBENHEIM – Zum Dreifach-Jubiläum des evangelischen Kirchleins in Laubenheim meinte es der Wettergott ein Jahr nach dem großen Regen in diesem Jahr gut mit allen. Bei herrlichem Sonnenschein begingen die Mitglieder des Erhaltungsvereins und zahlreich erschienene Gäste die runden Geburtstage vom Bau des Kirchleins vor 130 Jahren, von der Übergabe des Kirchleins an die Kirchengemeinde vor 120 Jahren und von der Geburtsstunde des Erhaltungsvereins vor 40 Jahren mit einem Gottesdienst und anschließendem Beisammensein im Garten und Hof rund um das kleine Gotteshaus in der Oppenheimer Straße. Noch etwas gab es zu feiern: Erstmals erklang am Feiertag auch die neu erworbene Orgel.

Der Vorsitzende des Kirchenerhaltungsvereins, Friedhelm Kärcher, wollte gar nicht lange reden. Er begrüßte die Gemeinde und dann ganz besonders die Pröpstin von Rheinhessen und vom Nassauer Land, Henriette Crüwell, die der Einladung, den Jubiläumsgottesdienst zu halten, gerne nachgekommen war. Unterstützt wurde sie von Pfarrerin Karin Meier. Die ausgewählten Lieder, „Komm, bau’ ein Haus“, „Wenn nicht der Herr das Haus baut“, die Lesung Lukas 9, Vers 57-62) die Predigt, alles drehte sich um das Haus, das schützende Haus Gottes. Crüwell lachte, ihr sei zur Wegbeschreibung gesagt worden, sie möge darauf achten, dass sie das Kirchlein nicht verpasse, da dieses wie ein zweiter Teil eines Hauses in die Häuserreihe der Oppenheimer Straße eingefügt ist. „Aber ich konnte mich an den Luftballons am Zaun orientieren“, sagte sie zwinkernd und erklärte, das Kirchlein habe Geschichte geschrieben, als es den wenigen evangelischen Bürgern mitten in der katholischen Diaspora als Gotteshaus geschenkt worden war. Auch heute wieder lebe man als Christ mehr und mehr in der Diaspora: Bis 2040 werde eine Halbierung der Zahlen erwartet, ging die Pröpstin kurz auf das „Kirchensterben“ und die Pläne der Zusammenlegungen ein. „Kirchen spielen in der Gesellschaft nur noch eine geringe Rolle“ sagte sie und appellierte auch mit Blick auf das Schicksal des Kirchleins und derer, die für es kämpfen. „Wir müssen wieder aus der gesellschaftlichen Minderheit heraus den uralten Traum einer großen Kirche weiterträumen.“ Und weiter sagte Crüwell: „Ihr Kirchlein ist das beste Beispiel für ,Hoffnung pur‘. Möge es auch weiterhin für Gott und die Menschen da sein.“

Von Gutsbesitzer und Kirchenvorstandsmitglied Adolph Umber in Größe eines Wohnhauses erbaut, stellte er die kleine Kirche 1895 der evangelischen Gemeinde zur Verfügung und schenkte sie ihr 1905 ganz. Zwei Weltkriege hat das Gotteshaus überstanden, vor seinem endgültigen Verfall retteten die zwölf Gründer des Erhaltungsvereins im Jahr 1985 das Kirchlein. 1992 wurde die Kirche unter Denkmalschutz gestellt, seit 2019 gehört sie zum Kreis der historischen Gebäude. „Ohne unser Engagement gebe es diese Kirche nicht mehr“, sagte Kärcher und betonte: „Wir wollen sie erhalten und behalten, wir kämpfen um dieses Kleinod.“ Nach dem Gottesdienst gab es kühle Getränke und auch für das leibliche Wohl wurde gesorgt. Traditionell gab es auch wieder eine Führung durchs Kirchlein mit Claudia Stein.
kga