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40 Menschen starben durch Fliegerbomben Geschichts- und Brauchtums-Verein Mainz-Weisenau erinnerte an die 40 Opfer vom 19. Oktober 1944

Vereinsmitglieder vom Geschichts- und Brauchtums-Verein Mainz-Weisenau lauschten den Ausführungen der Vorsitzenden Barbara Hof-Barocke (rechts). Foto: Claudia Röhrich

WEISENAU – Unter dem Titel „80 Jahre danach“ hat der Geschichts- und Brauchtums-Verein Mainz-Weisenau eine kleine Gedenkfeier an der Stele im Bettelpfad für die 40 Opfer, die dort am 19. Oktober 1944 im Splittergraben zu Tode kamen, abgehalten. Die Vereinsvorsitzende Barbara Hof-Barocke berichtete:

„38 der 40 Opfer waren gleich tot, die beiden anderen starben an ihren Verletzungen in den nächsten Tagen. In Weisenau hatte es bis dahin noch keine großen Zerstörungen in diesem späten Luftkrieg gegeben. Sicher, es gab davor schon kleinere Luftangriffe. Die Familie Adam G. hatte dadurch die gesamte Wohnungseinrichtung verloren und gehörte somit zu den ersten Weisenauer Bombenopfern.“

Ein Splittergraben wurde schon 1933 gebaut. „Man könnte meinen die Planer wussten schon, was die Zivilbevölkerung zu erwarten hatte. Splittergräben werden auch Deckungsgräben im Sinne der Luftschutz-Bauvorschriften oder Splitterschutzgräben genannt. Sie sind Luftschutzbauwerke, die Schutz vor Trümmern, Splittern und Gaseinwirkung bieten sollten. Von Hausnummer 20 bis 26 war die frühere Lage des großen Grabens, er fiel Jahrzehnte später dem Bau von Tiefgaragen zum Opfer. Der Kleine existiert noch, allerdings unterirdisch“, so die Vorsitzende, die früher gegenüber gewohnt hat. Die 8. US-Luftflotte, Spitzname „Mighty Eighth“, kam damals von Rotterdam, sie orientierte sich am Rheinverlauf. Bei einer zweiten Welle von Angriffen hätten es die zwei Flakstellungen nicht geschafft, alle Bomben abzuwehren. Nachdem zwei Bomben den Splittergraben, der voller Menschen war, die Schutz suchten, getroffen hatten, wurde die Decke des Grabens durch die erzeugte Druckwelle angehoben. Ein Kind wurde dadurch hochgehoben und klemmte sich den Fuß in der Decke ein. Weisenau hatte 40 Tote zu beklagen.

Zum Thema Splittergraben gab es ein lehrreiches Plakat. Foto: Claudia Röhrich

Eine Schweigeminute wurde eingelegt von den Vereinsmitgliedern und vom Vereinsvorstand. Die schwarze hohe Stele mit weißem Text war geschmückt mit einem schönen Blumengesteck, umrahmt mit einer orangefarbenen Trauerschliefe, gestaltet von der Blumenwerkstatt Kissel, finanziert vom Verein. „Die Stadt beteiligt sich leider nicht an den jährlichen Gestecken“, so Hof-Barocke.

Der Stelen-Text lautet: „Auf diesem Gelände kamen bei einem Bombenangriff am 19. Oktober 1944 westlich der Westendstraße in Weisenau in einem so genannten Splittergraben 40 Weisenauerinnen und Weisenauer ums Leben. Zwei Bomben trafen unmittelbar die Zugänge zu diesem Graben, in dem überwiegend Frauen und Kinder Schutz vor dem Angriff gesucht hatten. Mehrere Angriffe zerstörten nicht nur die Mainzer Innenstadt, sondern auch erhebliche Teile von Weisenau und forderten viele Opfer unter der Zivilbevölkerung. Zur Erinnerung an diese Opfer und an alle Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft von 1933 bis 1945 und als Mahnung zum Frieden wurde diese Gedenktafel errichtet.“

Ursprünglich sei nicht Weisenau das Ziel des Angriffes gewesen, sondern die MAN-Werke und der Steinbruch, in dem sich Abschussrampen befunden haben. Aber die Amerikaner sagen, an diesem Tag wäre die Sicht sehr schlecht gewesen. Recherchen haben hingegen ergeben, dass es ein schöner Sonnentag war, als die Flugzeuge in 5800 Metern über Weisenau flogen. Zu diesem Thema ist ein Beitrag in der Schriftenreihe „Beiträge zur Geschichte Weisenaus – Band 8, Weisenau im 2. Weltkrieg“ (2015) erschienen. Dieser Band ist beim Geschichtsverein für 5 Euro erhältlich.

Claudia Röhrich