Start Mainz-Bretzenheim ÖDP fordert Abschaltung der Kirchturmuhr St. Georg während der Nacht

ÖDP fordert Abschaltung der Kirchturmuhr St. Georg während der Nacht

Stündlich verkündet die Turmuhr von St. Georg den Bretzenheimern die Zeit. Foto: kga

BRETZENHEIM – Dr. Peter Schenk (ÖDP) verwies in der Ortsbeiratssitzung noch auf das Grundrecht der körperlichen Unversehrtheit und argumentierte mit krankmachender Schlaflosigkeit, doch nahezu das gesamte Gremium reagierte mit Unverständnis auf seinen Antrag. Manfred Lippold (CDU) sowie Parteikollegin und Ortsvorsteherin Claudia Siebner brachten es sinnbildlich auf den Punkt. „Wir sollten die Kirche im Dorf lassen.“  Der Antrag, die Verwaltung möge dafür Sorge tragen, dass die Kirchturmuhr von St. Georg nachts abgeschaltet wird, weil Menschen durch ihr stündliches Schlagen laut Schenk „aus dem Bett gerissen“ würden, wurde abgeschmettert. Lediglich Sozialdemokratin Eva Müller-Schah stellte sich auf die Seite von Schenk: „Der Antrag ist sinnvoll. Es gibt keinen überzeugenden Grund, weshalb die Turmuhr zwischen 22 und 6 Uhr lärmen sollte. Gesundheit geht vor Tradition“, sagte sie. Genau um die Tradition ging es aber dem Rest des Gremiums. Abgesehen davon, dass gleich drei Ratsmitglieder als Anwohner bestätigen konnten, dass man die Turmuhr irgendwann gar nicht mehr wahrnehme, und keiner von ihnen sich im Schlaf gestört fühle, war man sich außerdem einig: „Die Kirchturmuhr mit ihrem Geläut gehört zum Bretzenheimer Alltag im historischen Ortskern dazu.“

Schenk führte aus, der Lärm sei ein signifikanter Faktor für Herzkreislauferkrankungen, und er bemühte eine Studie der Mainzer Universitätsmedizin zum Fluglärm, in der diese Erkenntnis explizit nachgewiesen sei. Siebner hielt dem entgegen, dass Fluglärm und das Geläut einer Kirchturmuhr nicht vergleichbar seien. Sie kenne zudem keinen Fall, bei dem ein Gericht Klägern gegen Glockenlärm jemals Recht gegeben habe. Michael Wiegert (SPD) erklärte, zunächst habe er beim Lesen des Antrags an einen Fastnachtsscherz geglaubt. „Ich kann das nur ablehnen“, sagte er. Die Kirche sei schon da gewesen, da habe es rings herum noch keine Bebauung gegeben. „Das ist ein Stück Kultur, das ist Tradition und Heimat“, schloss er sich seinen Vorrednern an. Auch Uwe Trier (CDU) hob die Tradition hervor. Es sei ein Teil Kultur wie der Mueezin auf dem Minarett. Die Uhr nachts abzustellen, „sowas zu fordern ist für mich nicht ,bretzenheimwürdig’“, so Trier. „Man wird durch den Lärm der Uhr aus dem Bett gerissen“, wiederholte sich Schenk. Worauf Siebner deutlich wurde: „Wir sollten da mit klarem Verstand herangehen. Die Kirchturmuhr gehört zum Ortskern dazu wie der Hahn auf dem Mist.“ Mit sechs Nein-Stimmen und einer Enthaltung bei zwei Ja-Stimmen von Schenk und Müller-Schah wurde der Antrag abgelehnt.

 

Autor: kga