Start Rheinhessen/Mainz Besucheransturm auf „Irland und Musik“

Besucheransturm auf „Irland und Musik“

Gertrude Degenhardt im Gespräch mit Stadtbürgermeister Dirk Hasenfuss bei der Vernissage der Ausstellung. Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

NIEDER-OLM – Schätzungsweise einhundert Kunstinteressierte besuchten die Vernissage der Ausstellung „Irland und Musik“ in der Schmiede Wettig. Der Grund: Der Nieder-Olmer Kunstverein Glockwerks Lichte Kunstprojekte hat mit Gertrude Degenhardt eine bekannte und überaus interessante Künstlerin und Lithografin für seine erste Ausstellung in 2023 gewonnen. Ihre Radierungen, Lithografien und Pinselzeichnungen lockten an dem Abend Menschen aus einem geografischen Umkreis an, der weit über die Selztalstadt reichte, wie die Vorsitzende des Kunstvereins, Ernita Ullrich, beobachten konnte. Über den Zuspruch zeigte sich die Vorsitzende, die kürzlich für die weitere Amtszeit gewählt worden war, mehr als erfreut. Anerkennung zollte der Künstlerin, die während der Vernissage lieber im Hintergrund blieb, ebenso der Stadtbürgermeister von Nieder-Olm Dirk Hasenfuss.

Degenhardts jüngstes Werk, das sich mit der Corona-Pandemie beschäftigt und „Dann eben zu Hause“ heißt, entstand vor knapp zwei Monaten. In Nieder-Olm wurde es nicht gezeigt. Stattdessen und neben einigen neueren Arbeiten vorrangig etwa 40 Werke aus den 1980er und 1990er Jahren. Die meisten spiegelten die Affinität der 1940 in New York geborenen Künstlerin zu Irland wider. Dort hatte Degenhardt mit ihrer Familie viele Jahre gelebt und gearbeitet. „Die irischen Motive speisten sich nicht zuletzt durch viele Begegnungen mit irischen Musikern“, berichtete der Neffe der Künstlerin, Jan Degenhardt der Lokalen. Er sei mit der Archivierung des Lebenswerks seiner Tante und der Organisation von Ausstellungen beauftragt worden, erläuterte er und fügte hinzu: „Ich hatte nicht schlecht gestaunt, was da für Schätze schlummerten, die wir jetzt Stück für Stück präsentieren“.

Geigen, Trommeln, Bässe tauchten auf den meisten gezeigten Werken auf: Die Musikalität in Bildern ausgedrückt, sagte dazu Willy Barth in der Laudatio. „Der Wiedererkennungswert der Werke ist deshalb so hoch, weil man das woanders nicht sieht.“

Eine intensive Anziehungskraft auf den Betrachter konnten in der Tat die gezeichneten Figuren ausüben: mal skurril, mal grotesk, mal verrenkt, oder in einer waghalsigen Pose erstarrt, dort wieder selbstzufrieden mit einer Bierflache am Rande eines irischen Dorfes oder schließlich einsam auf einem spitzen Felsen auf einer Violine spielend. Hinter zahlreichen Figuren standen Familienmitglieder und Freunde der Zeichnerin, verriet der Neffe, der sich nach eigener Auskunft, als Laie auch erst in ihre Kunst einarbeiten musste. Die Kenner von Degenhardts Werken, die unlängst bei einer Ausstellung im Landesmuseum in Mainz größere öffentliche Anerkennung fanden, heben gerne die feine Pinselführung und die Fähigkeit mit wenigen Strichen die „Quintessenz einer Energie einzufangen“ hervor, schilderte er.

Mit dem außergewöhnlichen Gast gelang der Nieder-Olmer Künstlergruppe jedenfalls ein echter Clou, den die wiedergewählte Vorsitzende als gutes Omen werten darf, weil er für die Qualität der Vereinsarbeit steht. Zu sehen sind die Werke von Gertrude Degenhardt noch am Samstag, 18. März von 14 bis 18 Uhr und am Sonntag, 19. von 13 bis 18 Uhr in der Schmiede Wettig.

Bei der nächsten Ausstellung von Glockwerk präsentiert sich die Künstlergemeinschaft auf dem Lerchenberg mit Malerei und Objekten. Die Vernissage der Ausstellung der „Gruppe 78“ ist am 14. April, 19 Uhr in der Schmiede Wettig.

Autor: Gregor Starosczyk-Gerlach