HECHTSHEIM – Als die treibende Kraft hinter dem Literaturfrühstück konnte Bernadette Bubach-Dörr aus gesundheitlichen Gründen erneut nicht dabei sein. Aber dank ihres Engagements im Vorfeld und des Tatwillens im Team der Katholischen Öffentlichen Bücherei (KÖB) St. Pankratius in Hechtsheim hob sich zum zweiten Mal nach dem Neustart im März der Vorhang für das Event. Diesmal lauschten die Buch- und Frühstücksgenießer dem Leseduktus von Tobias Geeb. Der Pfarrer der Kirchengemeinde aus dem Stadtteil stellte sich dem Leserforum zunächst entschuldigend als eines der weniger aktiven Mitglieder der Bücherei vor. Er lese „ein Buch pro Jahr“, sagte er. „Im Urlaub.“
Das Buch des Geigenbauers Martin Schleske, „Der Klang“, aus dem Geeb längere Passagen des ersten Kapitels vorlas, hatte es dafür in sich. Schleske, der als einer der Meister seines Fachs gilt, wagt darin einen spirituellen Vergleich, den auch die christliche Mystik gutheißen würde. Den Geigenbau vergleicht er mit der Wirkung, die ein Glaubender in der Art erkennt, mit der Gott die Seele formt. Aussagekräftig erklang das Fragment, in dem der Autor die Suche nach den „singenden Baumstämmen“ in den Bergen schildert. Im Klang der fallenden, jahrhundertealten Baumstämme auf die Felsen habe Schleske geglaubt, eine herausragende Resonanzqualität des Holzes erkennen zu können: einen Grund für den Ausnahmeklang bestimmter Geigen.
Vor einigen Jahren im Urlaub, so erzählte es Geeb, habe er das Buch als Lektüre in den Koffer gepackt. Einmal angefangen, konnte er es nicht mehr weglegen.
Die Lesung inspirierte die Zuhörer auch diesmal zu Fragen und Wortbeiträgen. In den Lesepausen beteiligten sich etliche Teilnehmer am Gespräch über ihre spirituellen Erfahrungen.
So soll es sein. „Hauptsächlich geht es beim Literaturfrühstück um ein nettes Beisammensein mit Literatur zu immer unterschiedlichen Themen“, erläuterte Martina Kollmann-Schuch von der KÖB. Nein, man müsse das jeweils präsentierte Buch nicht gelesen haben. „Aber es hilft, das ist klar.“ Im Vorfeld habe die Bücherei daher auch Schleskes Buch beworben.
Solch geteilter Literatur-Erfahrung verdankt die Veranstaltung wohl ihrer Beliebtheit. Seit über 30 Jahren lädt das Orga-Team um Bubach-Dörr „bekannte Menschen aus dem Ort als Referenten für das Literaturfrühstück“ ein, so Kollmann-Schuch weiter. „Manchmal kommen zu uns Autoren, die ihr Buch vorstellen, wie im März Simone Frieling.“ 20 bis 40 Interessierte schauen regelmäßig vorbei. Bediente man sich vor Corona am offenen Büfett, so gab es diesmal gegen einen Kostenbeitrag von fünf Euro Fingerfood-Leckereien zum Kaffee und Tee.
Autor: Gregor Starosczyk-Gerlach