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BUND Flörsheim: Erster ‚stromtoter“ Storch in diesem Jahr Erschreckend hohe Zahl verunglückter Störche

Kein schöner Anblick: Der tote Storch hängt zwischen den Isolatoren - Foto: Horst Usinger

FLÖRSHEIM – Wenn zu dieser Jahreszeit bei Bernd Zürn das Telefon klingelt und die Anruferin/der Anrufer beginnt mit: „Ich habe eine schlechte Nachricht für dich“, dann ahnt der Weilbacher BUND-Aktive meistens schon, was kommt: Ein Storch ist tot.

Im vergangenen Jahr waren es insgesamt 23 tote Adebare, von deren Ableben Zürn genauere Angaben über Zeit, Ort und (meistens) auch die Todesursache hat. Zu dieser erschreckend großen Zahl kommt noch eine hohe Dunkelziffer, Tiere, die sang- und klanglos verschwanden und deren Körper nie gefunden wurden.

Der Kletterer des Stromversorgers (links im Bild) nähert sich dem toten Storch, um ihn mit einer langen Stange aus seiner mieslichen Lage zu befreien – Foto: Horst Usinger

Tödlicher Stromstoß zwischen den Isolatoren
„Ei do hengt en dode Schtorsch im Hochspannungsmasd bei dem Woigut Schreiber“, erfuhr Zürn am vergangenen Donnerstag, dem 29. Februar. Keine zwei Stunden später  erhielt er Fotos, die der von ihm informierte Horst Usinger gemacht hatte. Auf ihnen war der ‚Pechvogel‘ deutlich zu sehen. Er hing auf der obersten Traverse in fast 30 Metern Höhe zwischen den Isolatoren. Die Bilder waren so scharf, dass Zürn darauf die abgeplatzte Haut an den Beinen erkennen konnte. Ein typisches Zeichen dafür, dass ein heftiger Stromstoß durch den Tierkörper geflossen sein musste.

 

Teure und zeitaufwändige Bergungsmaßnahme
Ein Mitarbeiter des von Zürn verständigten Netzbetreibers holte den Kadaver am Freitagnachmittag vom Mast. Dazu musste der Starkstrom auf dieser Leitungsstrecke für fast zwei Stunden abgeschaltet werden. Eine ziemlich teure und aufwändige Angelegenheit, für die Zürn sehr dankbar ist.  Schließlich war der im Mast hängende tote Storch kein erfreulicher Anblick.

Leider trug der verunglückte Storch keinen Ring. Deshalb können Zürn und seine Helfer keinerlei Angaben machen über dessen Alter, Geschlecht und Herkunft. Sehr zufrieden war Zürn nach seiner laienhaften „Leichenschau“: Das Tier war muskulär und gut genährt.

Bernd Zürn mit dem toten Storch. Die tödlichen Brandspuren sind deutlich sichtbar. – Foto: Horst Usinger

Weitere Opfer befürchtet
„Das war mit Sicherheit nicht der letzte Storch, der in diesem Jahr hier verunglückt“, fürchtet Uwe Schreiber. Er kann das Treiben der Großvögel auf den Hochspannungsmasten von seinem Weingut aus gut beobachten. Dadurch weiß er, dass noch nicht alle Störche ihre Partnersuche abgeschlossen haben. Beim wilden Kampf um Partner und Nistplatz gehen Störche gerne aufs Ganze. Oft – wie hier – mit tödlichen Folgen.

Bernd Zürn