INGELHEIM – In Ingelheim haben ehrenamtlich tätige Menschen eine Initiative etabliert, die ein weiterer, wichtiger Bestandteil der lokalen Solidarität werden könnte: Es sind die Heinzelmännchen. Die Gruppe engagierter Helfer und Helferinnen macht sich zur Aufgabe, älteren Personen in ihrer Einsamkeit beizustehen und ihnen im Alltag eine helfende Hand zu reichen. Ohne jegliche finanzielle Gegenleistung bieten sie Unterstützung, die weit über die materielle Hilfe hinausgeht und einen tiefen emotionalen Anklang findet.
Die Heinzelmännchen sind vielseitig einsetzbar: Sie stellen Sperrmüll heraus, führen kleine Reparaturen durch, kümmern sich um den Garten im Frühling, begleiten zu Arztbesuchen oder helfen technisch beim Einstellen von Fernsehern und Handys. Was sie jedoch nicht anbieten, sind Reinigungsdienste, regelmäßige Fahrten, umfangreiche Gartenarbeiten oder Pflegetätigkeiten – für solche Bedürfnisse verweisen sie auf professionelle Dienstleister.
Doch es ist nicht allein die praktische Unterstützung, die die Heinzelmännchen so teuer für die Gemeinschaft macht. In einer Zeit, in der die Einsamkeit unter älteren Menschen eine immer größere Herausforderung darstellt, werden die Heinzelmännchen zu unverzichtbaren Gefährten. Sie bieten Gesellschaft, hören zu, teilen Geschichten und Erinnerungen, spielen Spiele oder begleiten bei Spaziergängen. Diese Aktivitäten schaffen Momente der Freude und Ablenkung vom oft eintönigen Alltag.
Das Vertrauen in die Heinzelmännchen muss sich stärker etablieren, sagt Bernhard Ader, einer der Initiatoren. „Sicherlich sind manche scheu, eine fremde Person in ihr Zuhause zu lassen.“ Doch ist die Gruppe sowohl im Mehrgenerationenhaus als auch in der Stadtverwaltung bekannt. Alle Helfer verfügen über ein polizeiliches Führungszeugnis und sind somit vertrauenswürdige Mitglieder der Gemeinschaft. Die positive Resonanz zeigt sich bisweilen in den langen Telefonaten, die ursprünglich nur kurze Anfragen sein sollten. „Menschen suchen das Gespräch, suchen Zutrauen und finden beides bei den Heinzelmännchen.“ Einmal Vertrauen gefasst, rufen die Stammkunden immer wieder an.
Rührende Geschichten erzählen von den individuellen Begegnungen, weiß Ader zu berichten. Sei es der Besuch bei einer zurückhaltenden Bewohnerin eines Altenheims, die sich nach Gesellschaft sehnt, oder die Begleitung einer Seniorin mit Rollator zum Friedhof. „Die emotionale Unterstützung durch die Heinzelmännchen ist für Mensch, die keine Familie vor Ort haben, wichtig.“
Auch Angehörige, die weit entfernt leben und sich Sorgen um ihre Eltern machen, finden in den Heinzelmännchen eine kostbare Ressource. Deren Bereitschaft, jederzeit zu helfen, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, berührt viele. Freiwillige Spenden, die gelegentlich gegeben werden, helfen, die eigenen Kosten zu decken, doch der Kern ihrer Arbeit ist und bleibt die selbstlose Unterstützung und das Mitgefühl für die älteren Mitglieder der Gesellschaft.
Die Heinzelmännchen von Ingelheim können Freundinnen und Freunde, Zuhörerinnen und Zuhörer werden, meint Ader. Die Anfragen und der Kontakt gelingen unter der Einsatztelefonnummer: 06132/8980422.
Gregor Starosczyk-Gerlach
