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„Wer kennt denn schon des Lebens wirklich Spiel?” Theater >>>Stefan Kluge brillierte im Theaterstück „Heute weder Hamlet”

Stefan Kluge beeindruckte das Publikum mit seiner schauspielerischen Leistung. Foto: Mandy Kramer

FINTHEN – Eine One-Man-Show, wie man sie in Finthen noch nie zuvor gesehen hat: Das Stück „Heute weder Hamlet” von Rainer Lewandowski wurde an zwei Abenden im September in der gut besuchten evangelischen Kirche in der Finther Huttenstraße aufgeführt.

Star der beiden Abende war zweifelsohne Stefan Kluge, welcher das Publikum in seiner Hauptrolle als Vorhangzieher Ingo Sassmann beeindruckte. Musikalisch wurde das Theaterstück von Roland Backers an der Tuba sowie Johannes Weinsheimer am Schlagzeug begleitet. Dank tatkräftiger Unterstützung hinter den Kulissen wurden die beiden Aufführungen ein voller Erfolg.

Pfarrer Dr. Andreas Bösche, welcher die erwartungsfrohen Zuschauer am Abend der ersten Darbietung begrüßte, sprach zudem der Finther Theatergruppe Kirchspiel –Camerata einen großen Dank für ihre enge Zusammenarbeit sowie auch der gesamten Familie Kluge für ihr großes Engagement aus. In diesem Zuge würdigte Bösche zudem die „nachhaltig angewandte Biografiearbeit”: Ein Totenschädel der Bühnenrequisite sei ursprünglich ein alter Softball von Kluges Sohn gewesen, welcher äußerst kreativ umgewandelt wurde. Das nachfolgende Stück rege zum Nachdenken an und verweise auf den „Lebenshumus” eines jeden Menschen, erläuterte Bösche darüber hinaus. Dieser setze sich wie Mosaiksteine aus persönlichen Fähigkeiten, Erfahrungen und Ideen zusammen.

Das Stück „Heute weder Hamlet” beleuchtet das Schicksal, den Aufstieg und den Fall des ehemaligen Schauspielers Ingo Sassmann, welcher eine Karriere als Hamlet-Darsteller anstrebte, jedoch in der beruflichen Position eines Vorhangziehers endete. Die Aufführung zeigt ein Leben sowohl vor als auch hinter den Kulissen. Mal humorvoll, teils skurril, mal zutiefst deprimierend – das Stück vermittelt eine große Bandbreite ambivalenter Gefühle. Sassmann erzählt dem Publikum von biografischen Höhen und Tiefen seines Berufs- und Privatlebens. Dabei erfährt der Rezipient zunehmend, dass Theater als Spiegel des Lebens gesehen werden kann. Amüsanten Erläuterungen Sassmanns wie „Kunst kommt von Können, nicht vom Wollen – sonst hieße es ja Wulst” folgen nachdenkliche Aussagen. „Anonym am Schicksal Fremder weiden” sei etwa grundlegend das, was Theaterzuschauer wollen. Paradoxe Aussagen wie „Nichts ist toter als das Leben” und rhetorische Fragen wie „Wer kennt denn schon des Lebens wirklich Spiel?” regen die Rezipienten fortlaufend zum Nachdenken an.

Der Wunsch, das Stück “Heute weder Hamlet” selbst auf die Bühne zu bringen, entstand bereits vor mehr als 25 Jahren, erläuterte Stefan Kluge. Der Diplomingenieur der Theater- und Veranstaltungstechnik sowie Sicherheitsingenieur und Sachverständige für Bühnen und Studios gestaltet zudem seit über 20 Jahren Regelwerke für Bühnen und Studios. „Heute weder Hamlet” sei sein persönliches Herzensprojekt. Insbesondere faszinierten Kluge die „gestaffelten Sichtweisen” des Stücks. „Ich als Theatertechniker übernehme die Aufgabe des Schauspielers, der in seiner Rolle einen Techniker darstellt, der eigentlich Schauspieler ist. Das ist Kunst und Technik in einem ganz besonderen Verhältnis.”

Vor einem Jahr begann die konkrete Planung, erläuterte Kluge. Das Stück sei herausfordernd gewesen. Nicht nur, weil der gelernte Techniker zum ersten Mal selbst als Schauspieler auf der Bühne stand. Er eignete sich für das Stück mehrere Sprecharten, Mimik und Gestik an, um so verschiedene Rollen zu verkörpern. Er habe sogar regelmäßig auf seinem Fahrrad das Sprechen geprobt und sich den sächsischen Dialekt, den er unter anderem auf der Bühne zum Besten gab, während einer Dienstreise auf dem Dresdner Weihnachtsmarkt angeeignet. Unter den Zuschauern herrschte Einigkeit: Kluge ist angesichts seiner schauspielerischen Leistung ein Naturtalent und zeigte beeindruckende Leistungen.

In der Pause freuten sich die zahlreich erschienenen Gäste über Wein- und Saftschorle sowie über Brezel mit Spundekäs. Die Einnahmen kommen der Zusammenarbeit ökumenischer Initiativen in Finthen zugute.

 

Mandy Kramer

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Als zugezogene Mainzerin schreibe ich seit Juni 2021 für Journal LOKAL - die lokale Zeitung und berichte größtenteils aus den Stadtteilen Gonsenheim und Finthen. Darüber hinaus mache ich auch gerne journalistische Abstecher in andere Mainzer Stadtteile, wie z.B. nach Drais, Mombach, Marienborn, Lerchenberg und in die Neustadt. Meine Themengebiete sind sehr vielfältig; ich berichte jedoch besonders gerne über naturverbundene Themen sowie über Kunst und Kultur. Neben meinem Studium der sozialen Arbeit verbringe ich meine Freizeit am liebsten in den Mainzer Naherholungsgebieten.