HAMÜ – In längst vergangene Zeiten eintauchen und berühmten Persönlichkeiten lauschen – Wer würde das nicht gerne einmal machen? Inmitten mystischer Kulisse erhaschten zahlreiche Interessierte bei insgesamt zwölf Friedhofsführungen einen Blick in das Leben prominenter Mainzer Verstorbener.
Traditionell an Allerheiligen lud der Verein „Geographie für Alle” zu einer realitätsnahen Zeitreise auf dem Mainzer Hauptfriedhof ein. Anlässlich des 200. Geburtstag und 150. Todestag des Mainzer Komponisten und Dichters Peter Cornelius, lag der diesjährige Fokus auf dem Themenschwerpunkt Musik.
Cornelius, der zudem Namensgeber des Peter-Cornelius-Konservatoriums der Stadt Mainz ist, wurde authentisch von Leo Langbein verkörpert. In detailverliebter Kulisse, mit antikem Grammophon, nostalgischem Kerzenständer und Tintenfässchen, nahm Daniel Kremberg die Gäste in seiner Rolle als Ludwig Strecker mit in sein Leben als berühmter Musikverleger. Bereits in jungen Jahren leitete er den international tätigen Verlag B. Schott’s Söhne.
Das Unternehmen erbte er von Franz Schott, welcher von 1865 bis 1871 das Amt des Mainzer Bürgermeisters bekleidete und dessen Ehe mit Betty Schott kinderlos blieb. Das Paar Jakob Büchsenschütz und Laura Fath spielten die Eheleute Schott und zeigten dabei humorvoll, „was sich liebt, das neckt sich”.
Jan Pastor von „Geographie für Alle” freute sich über die zahlreich erschienen „Wiederholungstäter” sowie über den diesjährigen Besucherrekord von rund 1400 Menschen. Seit drei Jahren kooperiert der Verein mit der „Theatergruppe (nwn)”, welche die verstorbenen Persönlichkeiten zum Leben erweckt.
Die Biografien der Prominenten wurden größtenteils von Dr. Wolfgang Stumme recherchiert, Autor von zwei Büchern über den Mainzer Hauptfriedhof. Max Felder erstellte darauf aufbauend das Skript für die realitätsnahen Darbietungen.
Vor der Gedenkstätte der Mainzer Hofsänger empfang Franz Winkler die erwartungsfrohe Menschenschar und führte ihr die unglaubliche Leistung des berühmten Laienchors vor Augen. Was 1926 als 20-köpfiger Chor namens „Musik Hochschulsänger” begann, ist mit den Klassikern „Sassa“ und „So ein Tag, so wunderschön wie heute“ zu einem Markenzeichen der Mainzer Fastnacht geworden.
Wechselnde Führer leiteten die spannenden Friedhofstouren, darunter Stefan Weißenberger. In längst vergangenen Zeiten existierten in Mainz Beinhäuser, in denen die Knochen der zuvor häufig übereinander geschichteten Leichen aufbewahrt wurden, erläuterte er.
Die daraus resultierenden Hygieneprobleme führten zu konfliktreichen Auseinandersetzungen mit der Kirche. Ferner erläuterte Weißenberger einen weiteren makabren Fakt: Auch auf dem Mainzer Hauptfriedhof habe es in der Vergangenheit sogenannte Klassenbegräbnisse gegeben. Verstorbene wurden je nach gesellschaftlichem Ansehen und finanziellen Mitteln unterschiedlich – weniger oder mehr – feierlich beerdigt.
Mit einem Kaffee- und Kuchenstand sammelte der Verein Spenden für das „Human Help Network”. Darüber hinaus war das Kinderpalliativteam Mainz mit einem Informationsstand vertreten.