BODENHEIM – „Die Arbeiten an der Baustelle Zwerchgasse/Gaustraße werden bis zum Nikolausmarkt am 30. November beendet sein.“ Mit dieser positiven Nachricht startete Bodenheimer Ortsbürgermeister Jens Mutzke (SPD) in die jüngste Gemeinderatssitzung. „Der Markt kann wie geplant stattfinden.“ Mutzke schob allerdings hinterher: „Wenn das Pflaster doch nicht vollständig verlegt ist, verspreche ich schon jetzt eine alternative Lösung. Wir werden den Platz vor dem ehemaligen Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr auf jeden Fall nutzen können.“
Leichte Skepsis war auf einigen Gesichtern auszumachen, erhitzt der dritte Bauabschnitt im innerörtlichen Sanierungsgebiet wohl seit einigen Monaten schon die Gemüter. Nicht nur die ansässigen Gewerbe – Bäckerei und Metzgerei – leiden unter dem stark zurückgegangenen Geschäft wegen fehlender Parkmöglichkeiten, wie es aus den Reihen der Ratsmitglieder zu hören war. Auch die Bürger Bodenheims würden sich seit längerem fragen, wann mit Abschluss der Bauarbeiten zu rechnen sei.
Mutzke bestätigte auf Anfrage, dass sich die Fertigstellung der Bauarbeiten tatsächlich noch weiter verzögern würde, weil die falschen Pflastersteine geliefert worden seien. Aber er zeigte sich zuversichtlich, dass ein Ende in Sicht sei. Für den dritten Bauabschnitt würden sich aktuell Mehrkosten von mehr als 110.000 Euro zur ursprünglichen Planung ergeben, wie der Bürgermeister ausführte.
Diese seien unter anderem dem nötigen Neubau eines zufällig gefundenen Brunnens und der Verlegung von Leerrohren – für Glasfaserausbau – geschuldet. Der größte Anteil an den Mehrkosten, rund 85.000 Euro, wird für den barrierefreien Umbau der bereits in den Sanierungsgebieten 1 und 2 verlegten Fußgänger-, Rollator- und Rollstuhlbereiche veranschlagt. Das dort verbrachte Pflaster werde gegen die gleichen Steine, allerdings mit glatter Oberfläche, ausgetauscht – eine Ankündigung, die bei dem einen oder anderen im Rat Kopfschütteln hervorrief.
Eine rege Diskussion ergab sich dann zum Punkt „Forstwirtschaftsplan 2025“, konkret zur Nachpflanzung gefällter Bäume im Gemeindegebiet an der B9. Vier der gefällten Bäume seien entgegen der Aussagen in der Vorlage der Verwaltung bisher nicht ersetzt worden, so Ratsmitglied Thomas Glück (SPD). Ein Gespräch mit dem zuständigen Förster zu diesem Thema sei bereits vereinbart worden, informierte die zweite Beigeordnete, Heidi Veit-Gönner (Grüne).
Auf Nachfrage von Journal LOKAL erklärte Veit-Gönner, dass es bei dem Gespräch einerseits um den Ersatz gefällter Bäume gehen werde. Andererseits diene das Treffen der Auslotung, welche Möglichkeiten der Förster generell für Aufforstungen, „Mikroparks“ oder auch einen „Tiny Forest“ auf Bodenheimer Gemarkung sieht. Ein dringender Fokus ihrer Befragung liege auch auf dem Zustand des „Lörzweiler Wäldchens“, in dem zum Teil massiv gerodet worden sei.
Sichtlich wohlwollend fielen die Reaktionen der Ratsmitglieder auf sämtliche von den Fraktionen eingebrachten Anträge aus, wie den zustimmenden Wortbeiträgen zu entnehmen war. Alle Anträge wurden einstimmig angenommen und in die entsprechenden Ausschüsse zur Bearbeitung verwiesen. Die SPD-Fraktion beantragte die Einsetzung eines Beirats zur Umsetzung der Energiewende in der Gemeinde Bodenheim, der sich aus Mitgliedern der Fraktionen und sachkundigen Bürgern zusammensetzen und beratende Funktion haben soll. Der Antrag der CDU-Fraktion behandelte die Modernisierung der Lautsprecheranlage an der Bodenheimer Trauerhalle.
Laut Mutzke sei eine Lösung dieses Problems bereits in Arbeit. Die Grünen komplettierten die Antragsrunde mit ihrem Vorschlag, einen „digitalen Gemeinderat“ einzuführen, um die Sitzungen live streamen zu können. Vorbild könne hier die Gemeinde Nackenheim sein. Der „mähfreie Mai“ als zweiter Antrag der Grünen soll einen wirksamen Beitrag gegen den Biodiversitätsverlust darstellen. Dass der Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN, Jens Richterich, den Bauhofmitarbeitern damit auch mehr Urlaub verschaffen wollte, führte zu allgemeiner Erheiterung. Gleichzeitig zeigten einige Ratsmitglieder großes Verständnis für diesen Vorschlag.
Der Ortsbürgermeister schloss die Sitzung mit Ausführungen zum geplanten Neubau des „Hauses des Sports“ in Bodenheim. Das Thema müsse unter anderem wegen der zu erwartenden sehr hohen Mehrkosten als ursprünglich veranschlagt auf einer Sondersitzung des Bau- und Planungsausschusses am 20. November nochmals beraten werden. Mutzke schloss nicht aus, dass es zu Planungsänderungen kommen könne, die auch die Option der weiteren Nutzung des bestehenden Gebäudes beinhalten könnten.