INGELHEIM – Es war eine Sitzung psychosomatischer Beschwerden, die der Stadtrat von Ingelheim aber überwunden und somit den städtischen Flächennutzungsplan (FNP) 2040 auf den Weg gebracht hatte. Das Gremium stimmte mit 25 Ja-Stimmen gegen 13 Nein-Stimmen bei drei Enthaltungen für den Beginn der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit. Dafür votierten die Fraktionen der SPD, CDU, und der FDP. Abgelehnt wurden die Pläne von den Grünen, der FWG, der Linken und Ortsvorsteherin von Heidesheim Sylvia Klengel (Grüne), die ein inkorporiertes Mitglied der SPD ist.
Vor der Abstimmung klagten mehrere Mitglieder des Gremiums – nicht zuletzt der Oberbürgermeister Ralf Claus (SPD) – über Bauchschmerzen bei der Entscheidungsfindung. Sie wollten damit vermutlich die Fürsorge und Umsichtigkeit ausdrücken, mit der sie sich um die Geschicke der Kommune sorgen würden.
Das FNP-Papier, das die Verwaltung demnächst den Bürgern bei drei Veranstaltungen vorstellen will, kommt nämlich nicht überall gut an. So sorgen die Vorschläge der Verwaltung zu Photovoltaikanlagen und Gewerbeflächen beispielsweise in Heidesheim, Heidenfahrt und in Wackernheim für Irritationen, wenn nicht für Entsetzen. Die Planungen schießen übers Ziel hinaus, wie Rolf Henrich (Linke) im Stadtrat sagte. So denken auch nicht wenige Bürger: Ein Gewerbegebiet in einen Ortsteil zu legen, der genauso groß ist, sei kontraproduktiv.
Das Gewerbegebiet in Heidenfahrt soll eine Größe von 50 Fußballfeldern haben, rechnete Klengel vor. Die Ortsvorsteherin von Heidesheim votierte anders als ihre Fraktion. Zu wenig nachhaltig sei der Plan: „Allein 81 Hektar werden auf dem Wackernheimer Plateau geplant, ohne die zukünftigen Konsequenzen für Natur, Lebensraum und Landwirtschaft zu berücksichtigen“, so Sibylle Vogt (FWG).
Die Ablehnung vor Ort führte inzwischen in Heidesheim zur Gründung einer Bürgerinitiative. Vor der Stadtratsitzung im alten Weiterbildungszentrum in Ingelheim brachte sie die Argumentation gegen die Pläne in Form von Plakaten und Bildern zum Ausdruck.
Claus verteidigte die Aufstellung des neuen Flächennutzungsplans für Ingelheim. Dieser befinde sich in der Vorentwurfsphase, bemerkte er. Die Behörden werde und Öffentlichkeit könne ihre Bedenken einreichen. „Mitnichten entscheiden wir heute über einen Flächennutzungsplan, sondern wir entscheiden über eine Diskussionsgrundlage, die wir den Bürgerinnen und Bürgern und allen, die sich hier einbringen wollen, als Grundlage zur Verfügung stellen werden“, so Claus.
Im Entstehungsprozess wurden verschiedene Nutzungspotenziale analysiert, etwa für Wohnraum, Gewerbe und Freiflächen. Grundlage der Planung bilden etwa 15 Fachgutachten sowie politische Beschlüsse des Stadtrats. „Alles, was im Flächennutzungsplan drin ist, muss am Ende nicht auch in ein Baugebiet oder in die Nutzung münden, die dort festgelegt ist, sondern in der Zukunft wird es da noch viele Veränderungen geben“, so Claus.
Die BI befürchtet jedoch, dass am Ende des Prozesses – die Rechtskraft wird auf 2026 angepeilt – der aktuelle Plan mit den angedeuteten Potenzialen voll ausgeschöpft werden könnte.
Termine und Veranstaltungsorte der Bürgerinformationsveranstaltungen zum FNP:
- Ingelheim:
Dienstag, 18. Februar, 18 – 20 Uhr, kING, Fridtjof-Nansen-Platz 5, - Frei-Weinheim:
Mittwoch, 19. Februar, 18 – 20Uhr, Bürgerhaus Frei-Weinheim, Rheinstraße
236 - Heidesheim:
Donnerstag, 20. Februar, 18 – 20 Uhr, Schönborner Hof, Mainzer Str. 17