NIEDER-OLM – Für die Liesel-Metten-Schule in Nieder-Olm war es kein gewöhnlicher Samstag. An einem Tag, wo normalerweise gähnende Leere in den Schulgebäuden und auf den Parkplätzen herrscht, kündigten Warnschilder und sorgfältig verlegte Feuerwehrschläuche den Ausnahmezustand an. Wer beim Vorbeifahren den Ernstfall befürchtete, wurde von einem Plakat beruhigt: Nein, die Schule brennt nicht ab, es ist nur eine Übung. Keine Gefahr.
Genau genommen ist es nicht nur irgendeine Übung, sondern die jährlich stattfindende „Aquasana“. Unter diesem Namen probt die Fachgruppe Trinkwasserversorgung des Technischen Hilfswerks (THW) jährlich den Ernstfall. Etwa 100 Einsatzkräften mit fünf Einheiten aus Rheinland-Pfalz, Bayern, Baden-Württemberg, Saarland und Hessen nahmen teil. Andere Fachgruppen wie Logistik und Elektroversorgung haben bei der Großübung unterstützt.
Für so einen Ernstfall muss nicht erst eine Wasserleitung beschädigt werden. Denn was laut Gruppenführer Fabian Kehr häufig vergessen wird: Wasser gibt es nur mit Strom, und wenn der großflächig ausfällt, sitzen schnell einige hundert Menschen oder mehr auf dem Trockenen. Bedenkt man, dass jeder Mensch täglich rund 130 Liter Litern verbraucht, werden auch bei deutlich reduzierter Menge mehrere zehntausend Liter benötigt.

Foto: THW/Alessandro Geßner
Das Wasser für die Übung kommt aus der Selz, nach etwa hundert Metern Schlauch findet es seinen Weg in eine der beiden Aufbereitungsanlagen.
Damit die trübe Brühe am Ende klar und vor allem trinkbar wird, muss es etliche Schläuche, Rohre, Filter und Becken passieren. Den Anfang macht die Chemikalie Aluminiumsulfat. Es bindet sich mit den Schwebstoffen im Wasser – Mineralien wie Ton und Sand, aber auch organische Stoffe – und bildet kleine Flocken, die auf den Beckenboden hinabsinken. Mehrere Kilogramm Aktivkohle filtern im Anschluss Pestizide und andere organische Schadstoffe raus. Eine kleine Menge Chlor und Spezialfilter mit winzigen Poren, die praktisch nur Wassermoleküle durchlassen, machen die allermeisten Viren und Bakterien unschädlich. Eine abschließende Bestrahlung mit energiereichem UV-C-Licht zerstört die DNA der restlichen Krankheitserreger und sorgt so endgültig dafür, dass es bedenkenlos getrunken werden kann.
Zur Lagerung fließt das Wasser dann in eines der vier Füllkissen. Jedes von ihnen schluckt 10.000 Liter, pro Stunde können etwa 15.000 Liter gefiltert werden – das macht knappe drei Stunden, die man hier mit voller Auslastung üben kann. In einem großen Zelt neben der Anlage, vollgeräumt mit Metallkisten und technischer Ausrüstung, hat sich das Kontrolllabor eingerichtet. Denn bisher ist das Wasser nur in der Theorie sauber, in der Praxis muss es erst noch durch mehrere Tests bestätigt werden. Das THW selbst darf die Freigabe des Wassers aber nicht erteilen, dafür braucht es zusätzliche Tests des Gesundheitsamts.
Die Gelegenheit, hautnah mehr über die Arbeit des Technischen Hilfswerks zu erfahren, sei von vielen interessierten Besuchern „gut angenommen“ worden, freut sich Kehr. Die nächste „Aquasana“ in Rheinland-Pfalz findet erst wieder in drei Jahren statt.
Felix Werner